Teilleistungsschwächen sind Schwächen, bei denen zwar der IQ über 70 liegt, es liegen jedoch Defizite in basalen zentralnervösen Funktionen vor:
Es können spezifische Kombinationen der Teilleistungsschwächen vorkommen.
⇒ In der Konsequenz ergeben sich partielle Lernbeeinträchtigungen
Nach der WHO wird Legasthenie wie folgt definiert:
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Sprachen und der Häufigkeit von Lese-/Rechtschreibschwäche. Je mehr Ausnahmen in einer Sprache enthalten sind und je komplexer die Sprache ist, desto höher ist die Legasthenie-Rate:
Legasthenie kommt oft in Kombination mit anderen Störungen oder Schwächen vor:
Die Umschriebene Lese-/Rechtschreibwäsche muss abgegrenzt (Ausschlusskriterien) werden von Lese-/Rechtschreibschwäche bei:
Das Mehrebenenmodell von Valtin geht von unterschiedlichen Dimensionen aus:
Diagnostik | Intervention | ||
---|---|---|---|
Ursachen | Primär | Biologische Risikofaktoren | Kompensatorisches Training |
Sekundär | Teilweise Leistungsdefizite | Trainieren grundlegender Funktionen | |
Symptome | Primär | Schreib- und Lesetests | Rehabilitation von Schreiben und Lesen |
Sekundär | Persönlichkeitsfragebogen, Beobachtung | Komplexes Training, Psychotherapie |
Legasthenie tritt häufig familiär auf. Je nach Studie sind 43%-44% der Kinder betroffen, wenn zuvor auch die Eltern betroffen waren.
Auch bei Zwillingen tritt Legasthenie häufig gemeinsam auf:
Für das korrekte Lesen und Schreiben werden vor allem zwei Systeme benötigt:
⇒ Vorwiegend schnelle Reize und Bewegung
⇒ Vorwiegend Informationen über statische Reize
Der Breitmeyer effect bezeichnet einen Effekt, bei dem kurz hintereinander gezeigte Stimuli schlechter getrennt werden können. Dieser Effekt tritt bei Legasthenikern auf. Dies führt wiederum zum Overlapping oder Mearing effect, bei dem der Leser Wörter schlechter erkennen kann, da die Buchstaben schlecht differenziert werden können (sie erscheinen überlappend).
⇒ Siehe auch Sprachabhängigkeit
Arbeitsgedächtnis bei Chinesen aus Honkong (Ideophonetische Schrift) besser als bei Deutschen aus Leipzig (Alphabetische Schrift), da Sprache komplexer und erhöhte Arbeitsgedächtnis-Leistung nötig.
Das Modell Teufelskreis Lernstörung von Betz und Breuninger (2004) geht von drei Faktoren aus:
Die Entwicklung findet in vier Stadien statt:
In der Diskussion neuer Perspektiven auf Legastheniker und alternativer Ansätze zur Unterstützung bzw. Therapie werden folgende Themen besprochen:
„Deficits in script aquisition can be the expression of a global, holistic processing style and can be based on the reduced hemispheric assymmetry.“ (Karolyi, 2001)
„Impossible figures can be seen as possible in each detail by an analytic processing style. The require a holistic processing style for the detection of their impossibility.“
„Assumption of advantages of dyslexic individuals.“
Die Methode basierte auf dem Möglich-Unmöglich Figuren Paradigma (possible-impossible figures paradigm), bei welchem entschieden werden muss, ob gegebene Bilder möglich oder unmöglich sind. Untersucht wurden Probanden in einem Alter von im Mittel ca. 17 Jahren.
Erhoben wurde:
Es konnte ein signifikanter Leistungsunterschied zwischen den Legasthenikern und der Kontrollgruppe festgestellt werden.
Die Vorteile der Legastheniker lagen nur in der Reaktionszeit. Die Genauigkeit war in allen drei Aufgabensets gleich mit der Kontrollgruppe.
Geschlechtsvorteile ergaben sich für Männer bzgl. der Reaktionszeit und für Frauen bzgl. der Genauigkeit.
Eine Lernchance besteht durch kreatives Lesen. Diese Methode des ressourcenorientierten Ansatzes wurde von Ronald D. Davis entwickelt, der selbst Legastheniker war und eigene Techniken zum Lesen- und Schreibenlernen entwickelt hat.
In reformpädagogischen Ansätzen wird oft großer Wert auf das Lernen durch mehrere Sinne gelegt. Dadurch ist es für Legastheniker oft einfacher Anschluss in der Schule zu finden.