Universelle Erklärungsansätze versuchen für eine Störung eine einzige Ursache zu finden. Sie sind in der heutigen Zeit nicht mehr von Relevanz.
Konzentrationsstörungen wurden als Folge eine leichten kindlichen Hirnschädigung verstanden. Erst später wurde diese universelle Erklärung durch eine differenzierte Betrachtung ergänzt.
Bei manchen Behinderungen (z.B. Phenylketonurie, im Folgenden), vor allem solchen, die genetisch bedingt sind, sind universelle Erklärungsansätze noch teilweise verwendbar. Dabei werden dann jedoch Ausprägungen und evtl. Umwelteinflüsse vernachlässigt.
Die Phenylketonurie zeichnet dadurch aus, dass das Enzym fehlt, welches die Aminosäure Phenylalanin abbaut. Wird eine konsequent phenylalaninarme Ernährung durchgeführt, so bleiben die Symptome aus.
Fortschreitender Intelligenzdefekt
Beeinträchtige Sprachentwicklung
Tremor, Hypertonie der Muskulatur
-
Autoaggression
Albinotypus
Multivariate Ansätze gehen davon aus, dass Störungen sich durch die (1) mehrerer Ursachen beschreiben lassen. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es (2) nur eine Erklärungsmöglichkeit für eine bestimmte Störung gibt.
Innerhalb der Multivariaten Ansätze gibt es drei weitere Ansätze:
Im einfach mehrfaktoriellen Ansatz nach Steinhausen wird davon ausgegangen, dass es zwar mehrere Ursachen gibt, diese jedoch nicht in Wechselwirkung stehen. Dadurch ergeben sich zwei Nachteile. Es können keine Aussagen getroffen über:
Biologische Faktoren können z.B. sein:
Genetische Faktoren
Konstitution
Somatische Faktoren
Genetische Bedingungen als Ursache → z.B. Down-Syndrom, Phenylketonurie
Genetische Bedingungen sind wirksam → z.B. Schizophrenie, frühkindlicher Autismus
⇒ Beispiel Mädchen weisen schwerere und längere Posttraumatische Belastungsstörung auf
Das Temperament ist der Verhaltensstil eines Menschen. Dabei wurden 9 Verhaltensstile benannt (Thomas & Chess):
Aktivitätsniveau
Stimmungslage
Annährung/Rückzug → In neuen Situationen
Rhythmizität → Regelmäßige biologische Zyklen
Anpassungsfähigkeit
Reaktionsschwelle / Reaktionsintensität
Ablenkbarkeit
Aufmerksamkeitsspanne
Körperliche Veränderungen/Beeinträchtigungen → z.B. Entzündung, Traumata, Missbildung
Prä-perimatale Risikoergebnisse
Sozialschicht
Ökologie → Städtisch/Ländlich
Migration → Kulturkonflikte, Kommunikationsprobleme, etc.
⇒ Multifaktorielle Genese (Zusammenspiel mehrere Faktoren, entgegen Steinhausen)
Genetik → Festgestellt durch Zwillingsstudien
Hypothalamus-Dysfunktion → Derzeit diskutiert
Serotoninmangel bei Bulimie → Derzeit diskutiert
Soziokultureller Faktor sind Schönheitsideale bzw. Normen.
Methodische Probleme bei der Feststellung von Faktoren sind (1) Retro- vs. Prospektive Daten und (2) Ursache/Wirkung.
Höherer Perfektionsmismus
Geringe Selbstachtung
Probleme mit Emotionsregulierung
Kognitive Verzerrung → Übertreibung, Dichotomes Denken, Personalisierung, Magisches Denken, Selektive Abstraktion
Weibliches Geschlecht
Frühes eintreten der Pubertät
Frühkindliche Probleme mit Essen
Chronisches Diätverhalten
Übermäßige Bedeutsamkeit von Figur/Gewicht
Niedriges Selbstwertgefühl
Sexueller Missbrauch
Psychopathologische Auffälligkeiten
Junge Mädchen
Models
Sportlerinnen
Viele Risikofaktoren sind nicht spezifisch für Essstörungen. Außerdem gibt es mehr bestätigte Risikofaktoren für Bulemia Nervosa, als für Anorexia Nervosa.
Das zeitabhängige Wechselwirkungsmodell nach Werner beschreibt unterschiedliche Faktoren, welche jedoch im Gegensatz zu Steinhausen in Wechselwirkung stehen können:
Risikofaktoren → Wirken von Geburt an
Protektivfaktoren → Schützende Faktoren
Belastungsfaktoren → Üngünstige Verhältnisse
Perinatale Komplikationen → Komplikationen bei der Geburt
Genetische Anomalien
Chronische Armut
Geringer Bildungsgrad der Mutter
Entwicklungsverzögerungen
Psychopathologisch auffällige Eltern
⇒ Risikofaktoren beeinflussen Vulnerabilität
Längere Trennung im 1. Lebensjahr
Scheidung/Trennung der Eltern
Wiederholte Krankheit
Erkrankung der Eltern
Behinderte Geschwisterkinder
Abwesenheit des Vaters
Außerfamiliäre Unterbringung
Schwangerschaft in Adoleszenz (bei Mädchen)
Gute Kommunikation
Positives Selbstbild
Erstgeborenes
Hohe Aktivität als Säugling
Positives Sozialverhalten
Fähigkeit zur Selbsthilfe
Ausgeprägte Interessen
Selbstkontrolle
Niedriger Sozioökonomischer Status
Auffällige Persönlichkeitszüge → Asthenisch, Ängstlich, Emotional instabil
Neurotische Verhaltensauffälligkeiten
Mütterliche Berufstätigkeit (im 1. Jahr)
Frühere traumatische Lebenserfahrung
Große Familie / Wenig Wohnraum
Kriminalität/Dissozialität eines Elternteils
Alleinerziehende Mutter
Psychische Störung eines Elternteils
Gute Beziehung zu primärer Bezugsperson
Stabiles soziales Netzwerk
Überdurchschnittliche Intelligenz
Robustes/aktives/kontaktfreudiges Temperament
Sicheres Bindungsverhalten
Soziale Förderung
Schule/Kirche
Ausgeformte Bewältigungsstrategien → Coping
Je jünger das Kind, desto gravierender die Auswirkung (Psynoos, 1994)
Reaktion eines Kindes abhängig von Stand der kognitiven/sprachlichen Entwicklung des Kindes (Bailly, 1999)
Strategien der Vermeidung der Auseinandersetzung erhöht Risiko längerandauernder PTBS (Landholt, 2004)
PTBS Ausprägung abhängig von persönlichen Faktoren (Schlegl, 2006)
Im Mehrebenenmodell werden mindestens (1) 2 Ursachenebenen und (2) 2 Symptomebenen angenommen. Dazu gehört:
Primäre Ursachenebene → Biologische Faktoren, Umweltbelastung
Sekundäre Ursachenebene → Teilleistungsschwächen
Primäre Symptome → Störung an sich, z.B. Legasthenie (Leistungseinbußen)
Sekundäre Symptome → Erlebens- und Verhaltensstörung
In systemischen Ansätzen werden Störungen immer als ein Ausdruck eine gestörten Systems betrachtet (z.B. Schulklasse, Familie, etc.). Das Kind wird als Symptomträger betrachtet.
Bei Anorexia Nervosa Patienten gibt es bestimmte typische Interaktionsmuster der Familien:
Verstricktheit → Mangel an Individualität
Unzureichende Konfliktbewältigung → Vermeidung von Konflikten
Überfürsorglichkeit
Starrheit → Dogmatische Ordnungsmuster erschweren Rollenneudefinition