Dissoziales Verhalten beschreibt ein Verhalten, welches abseits der Norm stattfindet. Dabei können verschiedene Normen unterschieden werden.
⇒ Siehe Normarten
Psychische Störung erst, wenn (1) erhebliche Normabweichung (Intensität, Dauer, Umfang) (2) über längeren Zeitraum in folgenden Verhaltensweisen auftritt:
Wiederholendes/Anhaltendes Muster dissozialen, aggressiven und aufsässigen Verhaltens
Übersteigt altersentsprechenden sozialen Erwartungen Schwerwiegender als gewöhnlicher „Unfug“ oder „Aufmüpfigkeit“
Mindestens 6 Monate
Abgrenzung von anderen psychischen Störungen
Im Zweidimensionalen Modell für Störungen des Sozialverhaltens (Frick) wird zwischen zwei Dimensionen unterschieden:
Eigentumsverletzung (Destruktiv / Verdeckt) → z.B. Stehlen, Zerstören, Brandstiften
Aggression (Destruktiv / Offen) → z.B. Schlägereien, Hänseln, Grausamkeit
Oppositionell (Nicht-Destruktiv / Offen) → z.B. Regelverstöße, Schwänzen, Drogenmissbrauch
Normverletzungen (Nicht-Destruktiv / Verdeckt) → z.B. Widersprechen, Aufsässigkeit, Verweigerung
F 91.0 Auf den familiären Rahmen beschränkte Störungen des Sozialverhaltens
F 91.1 Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen
F 91.2 Störungen des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen
F 91.3 Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
F 91.8 Sonstige Störungen des Sozialverhaltens
F 91.9 nicht näher bezeichnete Störungen des Sozialverhaltens
F 92.0 Störungen des Sozialverhaltens mit depressiver Störung
F 92.8 Sonstige kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen nicht näher bezeichnete, kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen
Biologische Perspektive → Pränatal, Perinatal, etc.
Psychosoziale Perspektive → Umwelteinflüsse
Transaktionsmodelle & Systemische Ansätze → z.B. Bio-Psycho-Soziales Modell
Erbe → Genetische Disposition
Biographie → Biologische Einflüsse, Psychosoziale Einflüsse
Struktur / Situativer Kontext → Umweltfaktoren, Entwicklungsaufgaben, Persönlichkeitsentwicklung
Symptombildung → Abwehrmechanismen
Im situativen Kontext wirken zentral die (1) Disposition und die (2) Vulnerabilität:
⇒ Siehe auch Abbildung aus Vorlesung
Kind-Faktoren
Eltern-Faktoren
Emotionale Vernachlässigung
Elterliche Streitigkeiten
Rigider Erziehungsstil
Elterliche Verhaltensstörung
Soziale Regelübertretung
Sexueller Missbrauch
⇒ Kind- und Eltern-Faktoren bewirken eine Störung der Entwicklung von Selbst/Selbstwert
Störung der Entwicklung von Selbst/Selbstwert
Problemkreis Schule → Leistungsmisserfolg, Soziale Anpassungsprobleme
Auseinandersetzung mit der Umwelt
Ungelöste innere Widersprüche
Permanente Konfliktsituationen/Dauerspannungen
Negative Veränderungen in der Persönlichkeit → Fehleinstellungen zu Umwelt / zu sich selbst, Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, etc.
Fehlverhalten
Psychische Störung
3-7 Jahre → Oppositionelles Verhalten
7-9 Jahre → Frühe Störungen des Sozialverhaltens
10-11 Jahre → Schwere Störungen des Sozialverhaltens
„Aussetzer“, „Koller“
Widersetzt sich Erwachsenen
Stimmungsschwankungen
Eigensinn
Argumentiert mit Erwachsenen
Bloßstellen anderer
Boshaft, Gehässig, Ärgerlich
Lügen
Körperliche Auseinandersetzungen
Schikanieren, Tyrannisieren, „Bullying“
Brandstiften
Fluchen
Tiere quälen
Regeln überschreiten
Fixierung → Übertragung von inadäquaten Verhaltensweisen aus bestimmten Situationen auf ähnliche andere Situationen
Generalisierung → Übertragung auf weitere allgemeinere Situationen
Neurotische Verdrängung → Lösung des Konfliktes wird unmöglich, Soziales Belastung, da sie von Mitmenschen nicht verstanden werden
Kompensation/Überkompensation → Bei Minderwertigkeitsgefühlen folgt verstärkte Aktivität in anderen Gebieten, Gefahr der einseitigen/übertriebenen Ausrichtung auf Geltung/Anerkennung (Überkompensation), Rücksichtsloses/Störendes Verhalten
Teufelskreis → Inadäquate Reaktionen führen zu Kreislauf, kann zu psychischer Störung führen
Neue/Reife Beziehungen zu Gleichaltrigen
Geschlechterrollen übernehmen
Eigene körperliche Erscheinung akzeptieren
Emotional unabhängig werden
Sich auf eigenes Familien- und Eheleben vorbereiten
Berufliche Laufbahn planen/vorbereiten
Eigenes ethisches Wertesystem erlangen
Sozial verantwortliches Verhalten anstreben/aufbauen
Die Theorie der emotionalen Reaktionsverläufe bei Menschen mit unterschiedlicher moralischer Urteilsfähigkeit geht von unterschiedlichen Graden von Urteilsfähigkeit aus, welche unterschiedliche Auswirkungen haben:
Moralisches Urteilsverhalten hat zwei Aspekte: (1) Affektiver Aspekt (Gefühle, Triebe, etc.) und (2) Kognitiver Aspekt (Struktur der Verhaltensweisen).
Niedrige Urteilsfähigkeit → Moralische Dilemmas werden kaum wahrgenommen, lösen kaum Gefühle aus
Mittlere Urteilsfähigkeit (Risikogruppe) → Moralische Dilemmas werden empfunden, geringe Möglichkeit sie durch Denken/Diskurs zu lösen (Gewaltsame Lösung, Lösung durch Drogen möglich), Erregung bleibt auf hohe Niveau
Hohe Urteilsfähigkeit → Moralische Dilemmas werden wahrgenommen und durch Denken/Diskurs gelöst, Erregung sinkt auf normales Niveau
Einfache/Klare Anweisungen
Prompte/Konsistente Reaktion
Token-System
Time-out-Prozedur
Etablieren von Notfallplänen für Konfliktsituationen → z.B. Einkaufen, Besuche, etc.
⇒ Trainingsumfang mind. 20 Sitzungen
Ziel ist das Erkennen der Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern bzgl.:
Wahrnehmung
Erwartung
Einstellung
Emotionale Reaktionen
Verringerung gegenseitiger Beschuldigung/Abwertung
Förderung von positiver Interaktion
Günstiges Verhalten der Jugendlichen ermöglichen
⇒ Beispiel: Funktionale Familientherapie
Unterschiedliche Schwerpunktsetzung:
Wahrnehmung/Bewertung sozialer Interaktion
Soziales Problemlösen / Umgang mit sozialen Konfliktsituationen
Erwerb sozialer Fertigkeiten
Umgang mit Ärger/Wut
⇒ Erfolgreichster Ansatz: Kombination von eltern- und kindzentrierten Interventionen