„Psychotrope Substanzen sind natürliche, chemisch aufbereitete oder synthetische Substanzen, die zentralnervös auf den Organismus einwirken und Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen.“
⇒ Nicht alle 11 Substanzgruppen lassen sich in die zwei möglichen Störungstypen einteilen
IM ICD-10 sind alle durch psychotrope Substanzen verursachten Störungen im Kapitel F1 „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“ zu finden.
Im DSM-IV sind Störungen durch psychotrope Substanzen in 2 Kapiteln zu finden:
Zwischen ICD-10 und DSM-IV gibt es keine Unterschiede zwischen den betrachteten Substanzen. Die Klasen geben an durch welche Substanz die Störung ausgelöst wird. In den Unterklassen werden die spezifischen Störungsmerkmale beschrieben. Die Kodierung richtet sich also in beiden Systemen nach der Substanz (Bsp.: F10.10 Alkoholmissbrauch mit akuter Intoxikation):
Nach DSM-IV müssen 3 der 7 folgenden Kriterien (gekürzt) erfüllt sei:
Außerdem wird unterschieden zwischen:
Konsum führt zu Beeinträchtigung/Leiden. Innerhalb von 12 Monaten mind. ein Kriterium von den Folgenden. Dabei wird ein Substanzgebrauch wiederholt, obwohl:
Keine Erfüllung der Kriterien für Substanzabhängigkeit.
Aufgrund der internationalen Klassifikation im ICD-10 wurde auf Substanzmissbrauch verzichtet, da von sozialen Normen (Gesetze, gesellschaftliche Anerkennung) anhängig ist, ob ein Substanzmissbrauch vorliegt oder nicht (Kulturabhängigkeit).
Im ICD-10 wurde statt dem Substanzmissbrauch die Diagnose schädlicher Gebrauch (F1x.1) eingeführt. Diese bezeichnet einen Konsum psychotroper Substanzen, welcher psychische/körperliche Gesundheitsschädigung zur Folge hat.
Nicht-stoffgebundene Süchte bzw. Verhaltenssucht, werden in anderen Unterkapiteln klassifiziert, als die Missbrauchs bzw. Abhängigkeitsstörungen.
Glücksspiel ist unter Störungen der Impulskontrolle klassifiziert:
Im DSM-5 besteht die Idee Verhaltenssüchte unter den Abhängigkeitsstörungen einzuordnen, da eine große Überschneidung der Symptome vorliegt.
Nach aktuellem Stand:
Das Kapitel wird evtl. neu als Substance Use and Addictive Disorders. Eine Unterscheidung zwischen Abhängigkeit und Missbrauch soll entfallen, dafür soll eine Substanzgebrauchsstörung eingeführt werden:
⇒ Effizienz des Suchthilfesystems sehr gering (nur ca. 10% der Alkoholabhängigen werden erreicht)
Grundsätzlich ist in Deutschland der Alkoholkonsum weit verbreitet und relativ hoch.
⇒ Einmaliger hoher Konsum gefährlicher als regelmäßiger geringer Konsum
⇒ Höchster Konsum bei jungen Erwachsenen, ältere Menschen weniger (< 60 LJ)
Grundsätzlich ist eher ein Rückgang des Alkoholkonsums unter Jugendlichen zu verzeichnen. Dafür wird der Konsum meist heftiger (90% des Alkoholkonsums von Jugendlichen zwischen 12 LJ und 17 LJ ist Trinkexzess).
Personen mit Abhängigkeitserkrankungen bilden häufig psychische Störungen. Umgekehrt bildet sich bei Personen mit psychischen Störungen auch häufig eine Abhängigkeitserkrankung.
Dabei ist vor allem bei Jugendlichen zu beachten, dass:
Delirium tremens (F10.4) ist eine Störung, welche nach länger anhaltendem Alkoholmissbrauch auftritt.
⇒ Bleibt Delirium tremens unbehandelt, liegt das Todesrisiko bei ca. 25%
Einflüsse zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Substanzstörungen sind:
Die Dopaminausschüttung variiert zwischen verschiedenen Stoffen. Gemessen an Sex (100%), ergeben sich folgende Verhältnisse:
Als Homöostase wird das Gleichgewicht der physiologischen Körperfunktionen bezeichnet. Eine Abweichung führt zu kompensatorischen Reaktionen.
Toleranzentwicklung bezeichnet die Abnahme der Substanzwirkung durch wiederholte Aufnahme der Substanz. Abhängig ist eine Toleranzentwicklung auch von genetischen Faktoren. Dabei sind verschiedene Mechanismen beteiligt. Grundsätzlich versucht der Körper die Homöostase aufrecht zu erhalten:
⇒ Die Toleranzentwicklung führt meist zur erhöhtem Konsum
Da die Homöostase zu einer (1) kompensatorischen Reaktion führt, welche der eigentlichen (2) Primärreaktion zunehmend entgegenwirkt, ergibt sich ein geringerer (3) Nettoeffekt (Toleran).
Sind die äußeren Bedingungen entsprechend dem Konsummuster, startet bereits vor dem Konsum die kompensatorische Reaktion. Setzt dann jedoch kein Konsum ein, so führt die kompensatorische Reaktion zu Entzugserscheinungen.
Die Prozesse der klassischen Konditionierung können sehr gut Rückfälle erklären. Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle:
Zum Beispiel bei Alkohol wirken folgende positive Folgen verstärkend, während die negativen Folgen zunehmend ausgeblendet werden:
Positiv:
Negativ:
Nach einer Entgiftung sind die Rückfallquoten nach unterschiedliche Studien:
Integrative Erklärungsmodelle versuchen verschiedene Ansätze zusammenzubringen. Dabei wird davon ausgegangen, dass dir Wirkung von Alkohol (Enthemmung/Stimulierung) zu verschiedenen Teufelskreisen führt:
⇒ Die Teufelskreise führen zu einem (1) erhöhten Anreiz und einer (2) Automatisierung des Konsums
Da es sich bei Abhängigkeitserkrankungen um eine chronische rezidivierende Erkrankung handelt, ist das wichtigste Ziel die (1) Motivation und (2) Befähigung zur Abstinenz.
Aus Besonderheiten im Verhalten der Patienten:
folgen Besonderheit im Umgang mit den Patienten:
⇒ Abstinenzmotivation ist Bestandteil der Therapie
In Behandlungsleitlinien werden verschiedene Behandlungsverfahren empfohlen:
Eingeschränkt außerdem:
Folgende Probleme sind noch offen bzw. folgende Schritte sind noch zu verbessern: