Diese Website ist inzwischen veraltet, wird nicht mehr gepflegt und wird voraussichtlich in einigen Monaten offline genommen. Wenn jemensch Interesse daran hat die Inhalte zu übernehmen und weiter zu pflegen, kotanktiert mich bitte über exploeco.de. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Inhalte eine Zukunft hätten. Ich stelle gerne alles Notwendige zur Verfügung und bin auch gerne bei der Einrichtung einer neuen Website oder eines neuen Wikis behilflich. Gerne kann auch ein ehemals gestarteter Ansatz reaktiviert werden, unter wiki.fsrpsy-leipzig.de.

Erfolgreiches Altern

Kriterien erfolgreichen Alterns

Kriterien

1. Objektiv/Subjektiv
  • Objektive Kriterien → Langlebigkeit, Gesundheit, Autonomie, Intelligenz
  • Subjektive Kriterien → Wohlbefinden, Lebenssinn
2. Generell/Speziell
  • Generelle Kriterien → Lebenszufriedenheit
  • Bereichsspezifische Kriterien → Partnerschaft, Kinder, etc.
3. Kurz/Lang
  • Kurzfristige Kriterien → Aktuelles Wohlbefinden
  • Langfristige Kriterien → Langfristiges Wohlbefinden

Beurteilung

Optimal / Pathologisch

Altern verläuft:

  • Optimal (z.B. Weisheit)
  • Normativ
  • Pathologisch (z.B. Demenz)

Ergebnis / Prozess

Die Fragestellung ist weniger was erfolgreiches Altern ist (Ergebnis), da dies stark variiert, sondern vielmehr wie erfolgreiches Altern gelingt (Prozess). Die Prozesse sind im Gegensatz zum Ergebnis weitestgehend universell.

Die Frage ist also wie der Prozess erfolgreichen Alterns verläuft. Ziel ist es dabei Verlust zu minimieren und Gewinn zu maximieren.

SOK-Modell

Die Annahmen des SOK-Modells (Selektion, Optimierung, Kompensieren) sind folgende:

  • Selektion → Konzentration auf bestimmte Optionen, Zielauswahl, Elektive/Verlustbasierte Selektion
  • Optimierung → Verbesserung der Handlungsressourcen, Übung/Training
  • Kompensation → Alternativennutzung, neue Verhaltensweisen

Inhalte

1. Ressourcenbegrenztheit

Zu jedem Lebenszeitpunkt stehen nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Dies betrifft z.B. Zeit, Energie, biologische Faktoren, etc.

2. Multidirektionalität

Die Entwicklung eines Menschen umfasst Gewinn und Verlust, außerdem hat jeder Entwicklungsschritt mehrere Konsequenzen. So führt eine erhöhte Unselbstständigkeit zwar zu einer Abhängigkeit, aber auch zu mehr Nähe zu anderen Personen.

3. Dynamischer Prozess

Aktive Mitbestimmung der äußeren und inneren Prozesse.

Beispiel Arthur Rubinstein

Der Pianist Arthur Rubinstein wurde in einem Interview gefragt, welche Methoden er anwendet um trotz des hohen Alters weiterhin ein guter Pianist zu bleiben. Seine Antworten lassen sich in das SOK-Modell beispielhaft einordnen.

  • Reduzierung des Repertoirs → Selektion
  • Häufigeres Üben → Optimierung
  • Kunstgriffe → Kompensation

Anwendungsbereiche

Das SOK-Modell kann angewendet werden, auf verschiedene:

  1. Lebensbereiche
  2. Funktionsbereiche → Geistig, Sozial, Emotional
  3. Analyseebenen → Individuum, Soziale Gruppe, Gesellschaft

Doppelaufgaben-Paradigma

Mit dem Doppelaufgaben-Paradigma können behaviorale Daten zum SOK-Modell erfasst werden.

Annahmen

  • Selektion zeigt sich in Prioritätensetzung (Doppelaufgabe → Z.B. Gehen und Denken)
  • Ältere Menschen verfügen über weniger Ressourcen → Erhöhte Selektion/Kompensation
  • Balance wichtiger als Gedächtnisleistung bei älteren Menschen
Hypothese
  1. Höhere Kosten für Gedächtnisaufgabe bei älteren Probanden → Verlustbasierte Selektion
  2. Höheres Kompensationsverhalten beim Gehen bei älteren Probanden → Kompensation

Ablauf

Die Probanden mussten im Kreis durch einen „Hindernisparcour“ gehen. Die Probanden sollten dabei regelmäßig über Hindernisse steigen. Dabei hatten sie eine Stange zum festhalten zur Sicherung. Gleichzeitig bekamen sie Begriffe über einen Kopfhörer ausgegeben, die sie sich merken sollten.

Gemessen wurde dabei die Anzahl korrekt erinnerter Wörter und das Gehtempo, sowie die Genauigkeit beim Gehen.

Variiert wurde die Verwendung der Geländer als Hilfe (erlaubt / nicht erlaubt), sowie die Aufgabenschwierigkeit (Gedächtnis → Tempo / Gehen → Hindernnisse).

Kompensationsmöglichkeiten waren die Zuhilfenahme des Geländers, sowie das erhalten zusätzliche Merkzeit durch einen Knopfdruck.

Es wurde zwischen zwei Aufgabentypen unterschieden:

  • Single-Task → Gedächtnis oder Gehen
  • Dual-Task → Gedächtnis und Gehen

Die Studie erfolgte in 3 Phasen:

  1. Trainigsphase (Single-Task) → Normale Schwierigkeit
  2. Adaptive Phase (Single-Task) → Zunehmende Schwierigkeit
  3. Dual-Task-Phase → Verschiedene Schwierigkeitsstufen

⇒ In der letzten Phase gab es teilweise Kompensationsmöglichkeiten.

Ergebnisse

Im Ergebnis war die Leistung in der Doppelaufgabe deutlich schlechter. Die Differenz zwischen Single-Task-Leistung und Dual-Task-Leistung wird als Kosten bezeichnet. Damit sind die „Kosten“ gemeint, die die Doppelaufgabe auslöst. Die Kosten gibt es entsprechend sowohl für die Erinnerungsleistung während dem Gehen, als auch für die Gehleistung während dem Erinnern.

Die Kosten für die Gehleistung beim Erinnern ergab keinen Unterschied. Ein Unterschied zeigte sich jedoch bei den Kosten für die Erinnerungsleistung während des Gehens.

⇒ Bei maximaler kognitiver Beanspruchung haben ältere höhere Verluste (bezüglich der Erinnerungsleistung).

Bei den verwendeten Hilfsmitteln wurden beide gleich oft verwendet, wenn jeweils ein Aufgabentyp schwer war. War also die Gedächtnisaufgabe schwer, so wurde von älteren und jüngeren gleich oft die Hilfestellung verwendet. Waren jedoch beide Aufgabentypen schwer, so verwendeten die Jüngeren eher die Gedächtnisshilfefunktion, während die Älteren eher die Gehilfe verwendeten.

Ältere Personen setzen ihre Priorität eher auf das Gehen, als auf das Erinnern, während jüngere Probanden die Priorität eher auf das Erinnern legen.

SOK-Fragebogen

Ein SOK-Fragebogen fragt die drei Bereiche Selektion, Optimierung und Kompensation über entsprechende Items ab.

  • Selektion → Energiekonzentration, genaue Prioritätensetzung, etc.
  • Optimierung → Verwirklichungsmotivation, Vorbilder, etc.
  • Kompensation → Rat/Hilfe, Auswege, etc.

Beispielstudie

In einer Studie wurden Teilnehmer über den gesamten Altersbereich mit einem Fragebogen untersucht.

Vom jungen (18-43 Jahre) bis in das mittlere Alter (43-67 Jahre) nimmt Selektion, Optimierung und Kompensation zu. Mit dem hohen Alter (67-89 Jahre) nimmt Selektion weiter zu, Optimierung und Kompensation nehmen dann jedoch wieder ab.

Besonders im hohen Alter nehmen Optimierung und Kompensation stärker ab, da diese eher Ressourcenabhängig sind.

Schutzmechanismus des alternden Selbst

In diesem Modell wurden weniger behaviorale Komponenten betrachtet. Größerer Schwerpunkt liegt auf psychodynamischen Inhalten.

In diesem Modell wird von Schutzmechanismen ausgegangen, die sich mit dem Alter entwickeln können. Dabei können folgende Stufen hintereinander auftreten:

  1. Wahrnehmungsabwehr → Fehler werden „verdrängt“
  2. Akzeptanzvermeidung → Fehler werden wahrgenommen, aber auf äußere Umstände geschoben (nicht akzeptiert)
  3. Selbstimmunisierung → Fehler werden wahrgenommen und akzeptiert, die Person sucht jedoch nach Dingen, die sie noch gut kann, um sich selbst nicht zu sehr in Frage zu stellen

Daraus ergibt sich der Ablauf von:

  • Selbstbild-bedrohliche Umstände
  • Wahrnehmung (Nach Aufgabe der Wahrnehmungsabwehr)
  • Akzeptanz (Nach Aufgabe der Akzeptanzvermeidung)

Zwei Prozesse wirken dabei als Gegenspieler:

  • Assimilativer Regulation → Aktive Veränderung / Eingreifendes Handeln (präventiv, kompensatorisch)
  • Akkomodative Regulation → Zielreorganisation, Anspruchsanpassung, Neubewertung

Bei Selbstkonzeptstruktur setzt assimilative Regulation ein, bei Selbstkonzeptbedrohung akkomodative Regulation.

Während die assimilative Regulation relativ konstant bleibt steigt die akkomodative Regulation mit dem Alter.

Interventionsstudie

Untersucht wurden die Effekte von Bedauern/Bereuen auf die körperliche Gesundheit.

Die Experimentalgruppe (mit Intervention) sollte drei Tage lang Tagebuch schreibe. Dabei sollten sie am ersten Tag aufschreiben, was an dem Tag (1) nicht funktioniert hat wie sie eigentlich wollten. Am zweiten Tag sollten die Probanden darüber schreiben, (2) wie es dazu kam, dass bestimmte Dinge nicht so funktionierten wie sie wollten. Am dritten Tage sollten dann (3) Ziele für die Zukunft aufgeschrieben werden.

Die Kontrollgruppe sollte eher neutrale allgemeine Informationen aufschreiben. Z.B. was sie den Tag über erlebt haben.

Vor und nach der Intervention bekamen die Probanden einen Fragebogen. Die dort anzugebenden Emotionen standen für den Grad des Bedauerns/Bereuens und wurden unterschieden in eher depressive negative Emotionen („despair emotions“) und eher aktivierende negative Emotionen („hot emotions“).

Gemessen wurde die körperliche Gesundheit anhand von Erkältungssymptomen und Schlafproblemen.

Ergebnis

Bedauern/Bereuen (Emotionen)

Durch die Fragebögen vorher und nachher ergab sich eine Baseline und ein Folgeergebnis. Bei den Probanden der Experimentalgruppe gab es nach der Intervention eine höhere Reduktion depressiver Emotionen, als in der Kontrollgruppe. Bei aktivierenden Emotionen war die Reduktion bei beiden Gruppen gleich ausgeprägt.

Gesundheit

Auch der Einfluss auf die Schlafqualität war signifikant. Die Schlafprobleme nahmen zu, wenn keine entlastende Kognition (in diesem Fall die Tagebuch-Intervention) durchgeführt wurde (bzw. nahmen ab bei entlastender Kognition).

⇒ Als Mediator für Schlafprobleme konnte in dieser Studie das „Bedauern“ nachgewiesen werden.

 
uni-leipzig/psychologie/module/entwicklung/11.txt · Zuletzt geändert: 2012/02/16 00:30 von carlo
 
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