„Die Förderung der intentionalen Selbstentwicklung unter Berücksichtigung kontextueller Möglichkeiten und Grenzen.“
„Unterstützung bei der Auswahl und Verwirklichung von Zielen, dem Navigieren des Lebenslaufs in einem Feld von Möglichkeiten und Beschränkungen und dem Aufbau entsprechender Handlungs- und Entscheidungskompetenzen.“
Auswahl/Verwirklichung von Zielen
Im Feld von Möglichkeiten/Beschränkungen
Aufbau von Handlungs-/Entscheidungskompetenzen
Entwicklungspsychologie der Lebensspanne → Erfolgreiche Entwicklung
Motivationstheorien → Zielsetzung, Zielverfolgung
Positive Psychologie → Kompetenzfokus
Förderung der frühkindlichen Entwicklung
Förderung sozialer Kompetenzen in der Schule
Optimierung beruflicher Karriere
Beratung zum Übergang in Ruhestand
Prävention zum Erhalt kognitiver Leistung im Alter
Entwicklungsberatung findet Anwendung bei:
Wendepunkte/Übergänge im Lebenslauf
Nicht normative kritische Lebensereignisse
Historische/Gesellschaftliche Ereignisse
⇒ Alle Situationen, in denen Überzeugungen/Ziele/Handlungsmuster auf neue Lebensumstände abgestimmt werden müssen
„sich an bisherigen Ankern […] zu orientieren, wird in Zeiten der Globalisierung und der Pluralisierung von Lebensformen zunehmend unsicher“ (Keup, 2004)
„Das Individuum wird in seiner Lebensführung die „Freiheit von etwas“ in eine „Freiheit zu etwas“ umformen müssen und kann sich in diesem Prozess des Festlegens nur begrenzt auf äußere Orientierungshilfen beziehen.“ (Gräser, 2007)
„Das größte Problem in modernen Gesellschaften ist nicht, dass die Lebensführung zu sehr gegängelt würde, sondern dass sie behandelt wird, als verstünde sie sich von selbst, so dass sie zu erlernen kein Gegenstand von Bildung und Erziehung ist“ (Schmid, 1998)
Aktuelle Herausforderungen sind:
Lebenslanges Lernen
Wissen über kürzere Halbwertszeiten (technischer Fortschritt)
Mehrere Berufskarrieren / Parallele Jobs
Familiengründung nicht selbstverständlich
Zunehmende Scheidungsraten
Multikulturelle Gesellschaft
„Entwicklungsberatung kommt dem grundlegenden Orientierungsbedürfnis von Individuen entgegen.“ Dem Individuum wird dabei eine aktive Rolle zugemutet.
⇒ Minimierung von Verlusten, Optimierung von Gewinnen
Negative Affektivität reduzieren, Positive erhöhen
Positive Emotionen kultivieren, Wert Negativer erkennen
Lebensplanung zwischen Anpassung/Wachstum
Probleme mittels hartnäckiger Zielverfolgung/Zielanpassung lösen
Positive Affektivität → Glück, Angeregtheit, Begeisterung, Aktivität
Negative Affektivität → Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit, Aggressivität, Schuld
In der Broaden-and-Build Theory of Positive Emotions werden positive Emotionen nicht nur als Konsequenz oder Begleiterscheinung, sondern als Ressourcen betrachtet um eine positive Entwicklung zu fördern.
Positive Emotionen haben folgende Funktionen:
Erweitern momentanes Repertoire an Gedanken/Verhaltensweisen
Tragen zum Aufbau dauerhafter Ressourcen bei (gesundheitlich, sozial, intellektuell)
Induzierte positive Emotionen fördern:
Kreatives Problemlösen
Kognitive Fähigkeiten
Verwendung von Heuristiken
Interesse an sozialen/sportlichen/freizeitlichen Aktivitäten
Zugehen auf Andere
Prosoziales Verhalten
Kooperation bei Konflikten
Induzierte negative Emotionen fördern:
Freude, Interesse, Zufriedenheit, Stolz, Liebe
→ Bereitschaft zu spielen, Kreativ sein, Explorieren, Ausruhen, Integrieren, Planen
→ Positive Entwicklung durch Aufbau dauerhafter sozialer/personaler Ressourcen
„Die vordergründige Empfehlung, sein Leben nach Gesichtspunkten der Maximierung positiver Gefühle zu führen, erscheint schon im Hinblick auf die adaptiven und handlungsregulativen Funktionen von negativen Emotionen fragwürdig […]. Negative Emotionen sind nicht nur Signale für Probleme in der Individuum-Umwelt-Beziehung; vielmehr motivieren sie Aktivitäten, die zur Beseitigung dieser Probleme beitragen“ Brandtstädter (2007)
Anpassung und Wachstum können als zwei gegenpolige Kräfte verstanden werden, die beide mehr oder weniger stark eine Rolle spielen.
Sicheres Leben
Achtung vor anderen
Regeln einhalten
Selbstkontinuität
Lebenseinsicht gewinnen
Vorbild für andere sein
Regeln hinterfragen
Selbsterweiterung
Anpassung nimmt zu → Verträglichkeit, Pflichtbewusstsein, Entwicklungsaufgaben
Wachstum nimmt ab → Offenheit, Weisheit, Flexibilität
Im Modell von Brandstädter wird von einer Diskrepanz zwischen Zielverfolgung und Zielanpassung ausgegangen.
Zielverfolgung → Konvergente/Zielfokussierte Informationsverarbeitung
Überbetonung von Nutzen, Übermäßige Ressourcenbindung, Erschöpfung
Zielanpassung → Divergent-holistische Informationsverarbeitung
Überbetonung von Kosten, Mangelnde Ausnutzung von Handlungsmöglichkeiten
Im Resultat d.h. in Abhängigkeit von der Stärke der Diskrepanz ergibt sich:
Mit dem Alter ergibt sich folgende Entwicklung:
Sinkende hartnäckige Zielverfolgung → “… strenge ich mich umso mehr an.“, “…kämpfe ich für meine Ziele.“
Steigende flexible Zielverfolgung → “… mache ich das Beste daraus.“, “… passe ich mich relativ leicht an.“
Selbstbeobachtung → „Wer bin ich?“, „Wie bin ich so geworden?“, „Was habe ich davon?“
Zielsetzung → „Was will ich werden?“, „Wohin will ich mich verändern?“
Zielverfolgung → „Wie kann ich mein Ziel erreichen?“
Evaluation/Rückblick → „Habe ich meine Ziele erreicht?“, „Was hat geholfen?“, „Was hat mich behindert?“
Bei der Selbstbeobachtung gibt es einige Verzerrungen. Wichtige Verzerrungseffekte sind:
Positivitätseffekte/Affektoptimierung
Optimismus/Kontrollillusion
Selbstimmunisierung/Neubewertung
Inakkurate Selbstbeobachtung (positive Realtitätsumdeutung) kann Handlungsdruck vermindern und korrigierendes Eingreifen verschieben
Akkurate Selbstbeobachtung kann ebenfalls Handlungsbereitschaft minimieren (z.B. Resignation, Depressivität)
„Persönliche Ziele beruhen auf antizipierten Zuständen und Ereignissen, die für deine Person von individueller Bedeutung sind. Sie zeigen an, wonach eine Person in ihrer gegenwärtigen Lebenssituation strebt und was sie in Zukunft erreichen oder auch vermeiden will.“
Kognitiv → Repräsentation des Zielzustandes/Ausgangszustandes/Strategien/Mittel
Affektiv → Anreize die im Handeln selbst (Ergebnissen/Folgen) begründet sind
Verhaltensbezogen → Konkrete Handlungsschritte, Koordinierte Ausführung
Bei der Zielverfolgung sollte nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wie“ geklärt werden.
Was will ich erreichen? → Familie gründen, Beruf wählen, Partner finden
Wie kann ich es erreichen? → (1) Abstrakte Ziele (Phantasien) in konkrete Pläne formulieren, Selbstregulative Strategien vermitteln/üben
Zeitmanagement → Beginn, Prioritäten, Abschluss, etc.
Ressourcenmanagement → Verfügbare Fähigkeiten, Hilfsmittel, etc.
Beziehungsmanagement → Unterstützung, Rücksicht, etc.
Emotionsmanagement → Umgang mit Frustration, Ängsten, etc.
Ziele haben bestimmte Eigenschaften:
Oft als Vermeidungsziel formuliert → Annährungsziele formulieren
Äquifinal → Mehrere Mittel zur Erreichung möglich
Multifinal → Ein Mittel kann mehreren Zielen dienen
Inkompatibilität → Ziele können untereinander inkompatibel sein (Prioritäten, Vereinbarkeiten prüfen)
Entgegen impliziter Hintergrundziele (Basale Motive) → Implizite Ziele können dem eigentlichen Ziel zuwiderlaufen
(Siehe auch Folie in Vorlesung mit Beispiel)
⇒ Die Aufgabe ist die (1) Differenzierung und (2) Integration (Verknüpfung von Teilzielen)
Erfasst werden können Ziele aus einer Kombination aus einem (1) idiographischem und einem (2) nomothetischem Ansatz.
Zieldimensionen sind vor allem für die Erfassung wichtig. Folgende Dimensionen können genannt werden:
Zielbindung → Hohes/Geringes Engagement
Ressourceninvestition
Zielorientierung → Erreichen, Aufrechterhalten, Vermeiden
Zielfokus → Prozess/Ergebnis
Zielquelle → Intrinsisch/Extrinsisch
Selbstwirksamkeit
Die Zielverfolgung wird durch das Modell der primären und sekundären Kontrolle beschrieben.
Selektiv → Investition interner Ressourcen (z.B. Anstrengung, Fähigkeiten, Zeit)
Kompensatorisch → Investition externer Ressourcen (z.B. Hilfe, Rat, neue Mittel)
Selektiv → Selbstregulation bzgl. einmal gesetzter Ziele (Subjektive Kontrolle, Positive Konsequenzen, Auf- und Abwertungsprozesse)
Kompensatorisch → Zielablösung, Selbst-protektive Mechanismen
Das Verfolgen von Entwicklungszielen erfolgt in mehreren Schritten:
Abwägen → Rubikon (Intentionsbildung)
Planen und Handeln → Je nach Dringlichkeit (Entwicklungsfrist)
Bewertung → Erfolg/Misserfolg
(Siehe auch Grafik in Vorlesungsfolie)
Nach Trennungen tendieren junge Erwachsene eher zu einer primären Kontrolle (Erhöhte Verpflichtung für Ziel „Partnerschaft“), ältere Erwachsene eher zu sekundärer Kontrolle (Distanzierung vom Ziel „Partnerschaft“).
Kurz vor Überschreitung des gebärfähigen Alters kinderloser Frauen häufig primäre Kontrolle (Erhöhte Verpflichtung für Ziel „Kinder bekommen“), kinderlose Frauen außerhalb des gebärfähigen Alters sekundäre Kontrolle (Distanzierung vom Ziel „Kinder bekommen“).
„Übersetzen“ von Modellen → Anpassen an Problem des Klienten
Balance halten → Informationsvermittlung, Beratung, Emotionale Unterstützung
Im begrifflichen Rahmen des Klienten bleiben
Diskurs über Ziele/Mittel → Zielstrukturen gemeinsam erarbeiten, Teilaspekte integrieren
Narrative („erzählende“) Bedeutungsherstellung