“[…] eine Aufgabe, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben eines Individuums auftritt, deren erfolgreiche Bewältigung zu Zufriedenheit und zu Erfolg mit späteren Aufgaben führt, während Misserfolg zu Unzufriedenheit des Individuums, Missbilligung der Gesellschaft und Schwierigkeiten mit späteren Aufgaben führt.“
Aufgabe zu bestimmtem Zeitpunkt im Leben
Erfolgreiche Bewältigung → Zufriedenheit, Erfolg bei späteren Aufgaben
Keine erfolgreiche Bewältigung → Unzufriedenheit, Misserfolg bei späteren Aufgaben, Missbilligung der Gesellschaft
Havighurst formuliert folgende Entwicklungsaufgaben für das junge Erwachsenenalter:
Lebenspartner finden
Zusammenleben mit dem Partner lernen
Kinder kriegen und aufziehen
Zuhause für die Kinder schaffen
Gemeinsamer Freundeskreises (zusammen mit Lebenspartner)
Berufseinstieg
Es besteht eine Syntese aus:
Systolischer Pol (Intimität) → Explorieren: Überzeugungen, Werte, Vorlieben, etc.
Diastolischer Pol (Isolation) → Grenzen: „Scheitern an der Realität“, sich „verbrauchen“, etc.
Junges Erwachsenenalter → Partnerwahl, Partnerschaft etablieren, Familiengründung/Elternschaft
Mittleres Erwachsenenalter → Partnerschaft zw. Beruf/Familie, Kinder großziehen
Höheres Erwachsenenalter (Alter) → Sozioemotionale Selektivität/Partnerschaft, Umgang mit Alter (Verluste, Tod, Sterben des Partners), Soziale Unterstützung (Pflege)
Unterstützung bei persönlichen Zielen / Entwicklungsaufgaben → z.B. Bildung, Karriere, Freizeit, etc.
Partnerschaftskompatible Entwicklungsziele
Neue Rollen → z.B. Ehefrau, Vater, Schwiegersohn
Quelle von Fürsorge/Bestätigung
Partnerschaft → Ressourcen und Beschränkungen
Persönliche Entwicklung → Eigenschaften, Werte, Ziele, etc.
(1) Partnerschaft und (2) persönliche Entwicklung stehen in Interaktion:
Partnerschaft bestimmt persönliche Entwicklung → z.B. neue Rolle als Ehemann (persönliche Reife)
Persönliche Entwicklung bestimmt Partnerschaft → Unterschiedliche Wahl von Partnern von emotional stabilen/instabilen Personen (auch andere Gestaltung der Beziehung)
Personen, die zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Leben waren, waren:
80% Verheiratet
74% Alleinstehend
71% Verwitwet
66% Geschieden
62% Getrennt lebend
Es gibt keinen langfristigen positiven Effekte einer Eheschließung.
Ab zwei Jahren vor der Eheschließung nimmt die Lebenszufriedenheit stetig zu, während sie dann jedoch in den zwei Jahren nach der Eheschließung wieder auf das Normalniveau zurückfällt.
⇒ Exakter Verlauf: Siehe Folie in Vorlesung
Verheiratete und Singeles verwenden unterschiedlich viel Zeit in unterschiedliche Alltags-Aktivitäten:
Aktivität | Single | Verheiratet |
Alleine | 28% | 15% |
Familie | 17% | 38% |
Freunde | 16% | 3% |
Haushaltspflichten | 23% | 31% |
Freizeitaktivitäten | 41% | 35% |
Nach dem Tod eines Partners, sinken die Werte für (1) affektives Wohlbefinden und (2) Lebenszufriedenheit zunächst sehr stark, wobei Lebenszufriedenheit deutlich tiefer fällt.
Beide Werte erholen sich mit der Zeit, wobei auch hier Lebenszufriedenheit deutlich länger braucht (ca. 40 Monate).
Die Beziehungszufriedenheit ist auch abhängig vom Alter. Bei älteren Personen nimmt die Zufriedenheit weniger schnell ab.
⇒ Einheitlicher Befund: Es gibt keine normative Verbesserung
Positive Selektion → Nur ungetrennte Paare bleiben in Stichprobe
Konfundierung → Alter/Beziehungsdauer
Abnahme bei Jüngeren evtl. oft wg. Elternschaft
Beziehungsqualität (1) sinkt mit ersten Kind (über längsschnittlich zu erwartendes Maß) und (2) steigt kurzfristig nicht wieder an. Berichtet wird:
Weniger/konfliktreichere Kommunikation
Weniger gemeinsame Aktivitäten
Weniger erfüllte Sexualität
Weniger Gefühl verstanden zu werden
⇒ Zeit ohne Kinder ist glücklicher als Zeit mit Kindern
Ein wichtiger Aspekt, der die Elternschaft als belastend für die Beziehung erleben lässt sind die Gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Alltagsbelastungen.
Alleinige Verantwortung für die Kinder
Längere Dauer der Verantwortung
Höhere Erwartung → Ansprüche der Eltern
Kinderlose Gesellschaft → Fehlende Kinderintegration
Frühere Pasenmodelle orientieren sich vor allem an (1) Entwicklungsaufgaben und (2) Entwicklungsübergängen. Dazu gehören z.B.:
Kennenlernen
Erstes Zusammenleben
Familienplanung
Elternschaft
Nachelterliche Phase
Tod eines Partners
Normative Ewartung an Partnerschaft wird zutreffend beschrieben
Partnerschaftsdynamik hängt nur bedingt von normativen Übergängen ab
Keine Aussagen über psychologische Mechanismen
Brandstädter & Felser (2003) entwickelten ein Prozessmodell der Partnerschaftsentwicklung bei dem viele Einflüsse in einen komplexen Zusammenhang gebracht werden. Einflüsse sind:
Partnermerkmale → Persönlichkeit, Lebensziele, Bindungsstile, Kompetenzen
Kontextfaktoren → Kritische Ereignisse, Soziales Umfeld, Materielle Ressourcen, Bildungschancen
Adaptive Ressourcen → Empathie, Attributionsstil, Konfliktmanagement
Partnerschaftsqualität
Trennungsbarrieren → Kinder, Stigmatisierung bei Scheidung, Moralische Skrupel
Partnerschaftsstabilität
Attraktivität von Alternativen → Alleinleben, Andere Partner, alternative Lebenspläne
⇒ Genaue Zusammenhänge: Siehe Folie in Vorlesung
Dynamische Modelle der Partnerschaftsentwicklung gehen aus von einer Interaktion zwischen:
Partnerschaftsqualität
Partnerschaftsstabilität
Außerdem werden die Trennungbarrieren in (1) interne und (2) externe Trennungsbarrieren unterteilt:
Externe Trennungsbarrieren: Materielle/Soziale Kosten
→ Stabile Partnerschaft trotz geringer Beziehungsqualität
Interne Trennungsbarrieren: Einstellung/Moralische Werte
→ Stabile Partnerschaft und potentiell hohe Beziehungsqualität
Anpassungsprozesse erschwert (Aufwertung des Partners und Abwertung von Alternativen)
Alternativen stärker, wenn Partner
Weniger Einlassen auf die Beziehung → Befürchtungen über Bindungsstärke des Partners (durch Messen der Beziehung an Alternativen)
Die zentrale Annahme ist, dass die Partnerwahl biologisch vorgeprägt ist, zur Optimierung der Fortpflanzung.
Daraus ergeben sich einige mögliche Kriterien zur Partnerwahl für Männer und Frauen. Einige dieser Kriterien lassen sich tatsächlich in Partnerschaftsannoncen finden.
Frauen sollten haben:
Jugend
Gesundheit
Physische Attraktivität
Sexuelle Unerfahrenheit
Sexuelle Treue
Männer sollten ein Potential haben für:
Physische Sicherheit
Materielle Sicherheit
In einer Studie von Borkenau (1993) wurden 100 weibliche und 100 männliche Partneschaftsannoncen analysiert.
Frauen → Mehr Angaben über Aussehen, Wünschen öfter Status
Männer → Öfter Beschreibung des Status, Wünschen öfter Aussehen
Für kurzfristige Beziehungen geringere Geschlechtsunterschiede
Sexuelle Unerfahrenheit in Nordeuropa eher bedeutungslos
Materielle Ressourcen steigern die Attraktivität (für beide Partner)
→ Vermittlung über angenommene Intelligenz/Zielstrebigkeit
⇒ Evolutionärer Ansatz nur grober Rahmen, Ergänzung durch psychologische/soziale Bedingungen nötig
Nach der psychologischen Perspektive ist vor allem die Ähnlichkeit/Gemeinsamkeit („Gleich und gleich gesellt sich gern“) ein entscheidender Faktor:
Soziale Herkunft / Bildung
Intelligenz
Physische Eigenschaften → Attraktivität, Größe, Gewicht
Partnerschaftsbezogene Einstellungen → z.B. Kinder, Sex, etc.
⇒ Nicht aber Persönlichkeitseigenschaften!
Gründe dafür, warum die Ähnlichkeit die Attraktivität fördert können folgende sein:
Vermeidung von Unähnlichkeit
Konkurrenz (auf dem „Partnermarkt“)
Erwartete Verträglichkeit/Unterstützung
Erwartete Selbstbestätigung
(Verfügbarkeit)
Bevorzugung attraktiver Partner
Bevorzugung (bzgl. Attraktivität) abhängig vom Selbstwert
Weniger selbstbewusste Personen bevorzugen mittelmäßig attraktive Partner, Hoch selbstbewusste Personen bevorzugen hoch attraktive Partner
Attraktivitätsähnlichkeit → (1) Aus Bekanntschaft wird schneller Beziehung, (2) Beziehung ist dann stabiler (im Vergleich zu unähnlichen Beziehungen, in denen der Mann attraktiver ist)
⇒ Attraktivität wird angestrebt, aber nur in dem Grad, in dem durch eigene Ressourcen ein fairer Austausch angeboten werden kann