Bundesweit einheitliche und verbindliche Kompetenz und Leistungsziele wurden durch die Kultusministerkonferenz im Oktober 1997 initiiert (Konstanzer Beschluss).
Anlass waren unterschiedliche internationale Vergleichsstudien (z.B. PISA, IGLU, TIMSS), welche aufzeigten, dass die Unterrichtsqualität in Deutschland verbessert werden müsse. Dabei sollte vor allem folgendes erreicht werden:
Eine Gesamtstrategie zur Qualitätssicherung wurde 2007 durch die Kultusministerkonferenz verabschiedet.
Mit Hilfe standardisierter Tests soll (1) Überprüfbarkeit und (2) Qualitätssicherung der Bildungsstandards gewährleistet werden.
Mathematik → Trends in Mathematics and Science Study (TIMSS), 4. Jahrgangsstufe (seit 2007)
Deutsch → Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU), 4. Jahgangsstufe (seit 2001)
Mit Hilfe standardisierter Tests soll (1) Überprüfbarkeit gewährleistet und (2) Grundlage für Unterrichtsgestaltung hergestellt werden. Auf nationaler Ebene soll auch eine Konkretisierung stattfinden. Dabei werden Deutsch und Mathematik erfasst:
National → IGLU/PIRLS, 3. Jahrgangsstufe, alle 5 Jahre (seit 2011)
Regional → Vergleichsarbeiten (VERA), 3. Jahrgangsstufe, jährlich
Der Leseprozess ist sehr effizient. Dies zeigt sich vor allem an der möglichen Lesegeschwindigkeit. Ein Mensch kann bis zu 250-300 Wörter pro Minute produzieren. Das entspricht im Schnitt 200ms-300ms pro Wort.
Die Wörter werden sogar in einer kürzeren Zeit wahrgenommen, als zufällige Buchstabenkombinationen oder sogar Einzelbuchstaben.
Ein Wort besteht aus mehreren Ebenen. Dabei werden Buchstaben Lauten zugeordnet bzw. Lauten Buchstaben zugeordnet.
⇒ Es gibt oft keine 1:1 Korrespondenz!
Das Buchstaben und Laute oft nicht eindeutig zugeordnet, wird an Beispielen schnell deutlich:
f → Film
v → Vogel
ph → Philipp
ch → Milch
ch → Loch
ch → Fuchs
Das Lesen Lernen entwickelt sich in mehreren Stufen:
Stufe 0 (bis Einschulung) → Vorläuferfähigkeiten, z.B. Phonolgisches Bewusstsein (Indentifikation lautlicher Bestandteile)
Stufe 1 (1./2. Klasse) → Worterkennung (Buchstaben in Laute übersetzen, Buchstaben verbinden, Wörter buchstabieren)
Stufe 2 (2./3. Klasse) → Textverständnis (Flüssiges/Sinngebendes Lesen)
Stufe 3 (3./4. Klasse) → Umgehen/Nutzen mit/von Texten (Lesen zum lernen nutzen können)
Erwerb von Grundinformationen
Buchstaben des ABC lernen
Phonologisches Bewusstsein
⇒ Buchstabentraining erhöht Leseleistung nicht
⇒ Training erhöht Leseleistung
Das phonologische Bewusstsein bezeichnet die Fähigkeit die lautliche Struktur von Wörtern zu identifizieren. Das phonologische Bewusstsein wirkt sich positiv auf die Lese- und Schreibfähigkeit aus.
⇒ Z.B. können 3-jährige, die Kinderreime kennen später besser Lesen und Schreiben.
Lauschspiel → Aufmerksam zuhören
Sätze und Wörter → Sätze bestehen aus Wörtern
Reime → Reime erkennen/produzieren („Reimt sich Maus/Haus?“, „Was klingt wie Maus?“)
Analyse/Synthese von Silben → Silben trennen/zählen („Wie (oft) klatscht man bei Kindergarten?“)
Identifikation von Phonemen → Phoneme dehnen/isolieren („Nnnn-adel!“, „Reise-Eise oder Ohr-Rohr“)
Interventionsprogramme für das phonologische Bewusstsein haben zwei Effekte:
Die Worterkennung bezeichnet die Fähigkeit Buchstaben in Laute zu übersetzen und diese zu Wörtern zu verbinden. Dabei können zwei Prozesse eine Rolle spielen:
Phonologische Rekodierung → Schriftliche/Visuelle Form in phonologische Form, Zugriff von phonologischer Form auf Bedeutung
Direkt visuell gestützter Abruf → Schriftlich/Visuelle Form direkt Zugriff auf Bedeutung
Schon kleine Kinder wählen effizienteste Strategie
Zu Beginn bevorzugt phonologische Rekodierung (später Verstärkt direkt)
Schwere/Seltene Wörter auch später noch phonologisch
Lesen trainiert direkten Abruf
Positive Korrelation zw. Fähigkeit zur Rekodierung und direktem Abruf
→ Wer gut rekodiert, hört schnell damit auf
Das Textverständnis beinhaltet:
Ein Zuwachs des Textverständnisses kann erreicht werden durch:
Grundlegende Fähigkeiten → Je weniger Ressourcen für Erkennung nötig, desto mehr Ressourcen für das Verstehen übrig
Strategien → Unterscheidung wichtiger/unwichtiger Textstellen („Was will ich wissen? Wozu lese ich einen Text?“)
Metakognition → Verständniskontrolle („Habe ich alles verstanden?“)
Inhaltswissen („Gladbacher Fohlen schlagen die roten Teufel“)
Zwei zentrale Einflüsse wirken auf das Textverständnis:
Selbst lesen
Vorgelesen bekommen
In einer Studie in Mexiko wurden 2-jährigen Kindern 6 Wochen lang täglich von einem Studierenden vorgelesen. Bei den Kindern (1) vergrößerte sich der Wortschatz und der (2) Sprachgebrauch verbesserte sich.
Kinder lernen Geschichtenaufbau
Geschichten beinhalten grammatisch komplexe Sätze
Spaß am Lesen entwickelt Interesse
Schüler, welche Texte gut Nutzen können bzw. gut mit Texten umgehen können, haben folgende Fähigkeiten (Standards nach 4. Jahrgangsstufe):
Altersangemessene Texte können flüssig/sinngebend gelesen werden
Text kann in eigenen Worten wiedergegeben werden (mit Hilfe von Stichwörtern)
Unverstandenes wird durch nachfragen/nachschlagen/nachdenken geklärt
Fragen bzgl. Text können gestellt werden
Text können gezielt Informationen entnommen werden
Schlussfolgerungen können gezogen werden
Gedanken/Meinungen zum Text werden geäußert/ausgetauscht (mündlich/schriftlich)
Textauswahl nach eigenen Interessen (Kennen Autoren, Nutzen Bibliotheken, etc.)
Wörter stehen in einer Reihe
Schrift geht von links nach rechts (deutsch)
Schrift ist symbolisch (Zeichen haben eine Bedeutung)
Beim Schreiben-Lernen kann zwischen zwei Ziele unterschieden werden:
Aussagen auch ohne Intonation/Gestik verständlich machen
Einzelne Punkte zu einem Ganzen ordnen (Kohärente Geschichte erzählen)
Nötige Hintergrundinformationen geben
Auch beim Schreiben-Lernen kann ein Zuwachs der Schreibfähigkeit durch mehrere Komponenten erklärt werden:
Grundlegende Fähigkeiten → Je automatisierter Low-Level-Fertigkeiten, desto mehr Ressourcen für High-Level-Fertigkeiten übrig
Strategien → Gliederung der Schreibaufgabe (z.B. Inhaltsverzeichnis)
Metakognition → Vorwissen des Lesers beachten (Planung)
Inhaltswissen → „Schreibe über das, was du kennst“
Schüler, welche gut schreiben können, haben folgende Fähigkeiten (Standards nach 4. Jahgangsstufe):
Wörter des Übergangswortschatzes werden richtig geschrieben
Eigene Texte werden überwiegend richtig geschrieben
Satzbezogene Regeln werden beachtet (Nutzung von Rechtsschreibstrategien, Arbeitstechniken, Rechtschreibehilfen)
Texte werden anhand vereinbarter Kriterien bewertet (Texte lesbar, situations- und adressatengerecht)
Verwenden Computer zum Schreiben/Textgestaltung
Nutzen Planungsschritte
Nutzen Schreibanlässe (haben Schreibvorlieben, machen Themenvorschläge zum Schreiben)
6 Monate → Diskriminierung kleiner Mengen
1 Jahr → Analoges, Approximatives Größenrepräsentationssystem
4 Jahre → Frühe Rechenstrategien
Verstehen mathematischer Begriffe
Bereits ab dem Alter von 6 Monaten können kleine Mengen (<4) diskriminiert werden. Dies kann in Habituationsstudien untersucht werden.
Das analoge approximative Größenrepräsentationssystem entwickelt sich bein Säuglingen im 1. Jahr. Dabei können Säuglinge bereits größere Mengenunterschiede, jedoch mit großem Unterschied (z.B. 8 vs. 16, aber nicht 8 vs. 12) erkennen.
Ab 3-4 Jahren können dann auch ähnlichere und große Mengen unterschieden werden.
⇒ Siehe auch Grafiken in Vorlesungsfolien
Frühe Rechenstrategien entwickeln sich ab 4 Jahren. Dazu gehört z.B. das Hochzählen ab 1 mit den Fingern. Pro Objekt wird ein Finger verwendet (1:1 Verhältnis).
Die Lösungen von häufigen Aufgaben werden dabei auswendig gelernt.
Ab der ersten Klasse können dann auch komplexere Rechnungen vorgenommen werden:
Zählen vom größeren Summanden aus →
![tex:9+3 \to 9, 10, 11, 12 \Rightarrow 12]()
Zerlegung →
![tex:3+9 \to 3+10=13 \to 13-1=12]()
Multiplikation in Addition umwandeln →
![tex:3 \cdot 4 \to 4+4+4 = 12]()
Die mathematische Gleicheit bezeichnet das Konzept, dass die Werte auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens im Ergebnis gleich sein müssen.
⇒ Unterricht sollte Kindern v.a. Grundbegriffe verständlich machen
⇒ Typisches Verfahren wird auf Aufgabe ausgedehnt, in der es nicht anwendbar ist (Platzhalteraufgabe)
Von rechts nach links
Obere Ziffer um untere Ziffer vermindern
Einstellige Zahlen subtrahieren
Prinzip: „Borgen“ und Übertragen → Wie borgt man von einer Null?