Durchschnittsalter der Deutschen → Heute: 42 Jahre, 2050: 50 Jahre
Durchschnittliche Lebenserwartung mehr als doppelt so hoch wie Lebensarbeitszeit (37,5 Jahre)
Für einen Ruheständler → 1955: Fünf Erwerbstätige, 1991: Vier Erwerbstätige, 2006: Drei Erwerbstätige
Geburtenstärkster Jahrgang 1964 ist spätestens 2029 in Rente → Ab dann Abnahme der Zahl der Erwerbsfähigen
Verdreifachung der über 80 Jährigen bis 2050
„Der demografische Wandel bringt es mit sich, dass die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zukunftsaufgaben von weniger und im Durchschnitt älteren Menschen bewältigt werden müssen. In der Öffentlichkeit werden allerdings die Potenziale älterer Menschen vielfach noch nicht ausreichend wahrgenommen. Das zeigt, dass unser Bild des Alters erneuerungsbedürftig ist. Die heutigen Seniorinnen und Senioren sind im Durchschnitt gesünder, besser ausgebildet und vitaler als frühere Generationen. Die Bundesregierung hat deshalb den Schwerpunkt des von ihr in Auftrag gegebenen Altenberichts auf die Altersbilder in unserer Gesellschaft gelegt.“ (Vorwort der Bundesregierung zum 6. Deutschen Altenbericht, 2010)
Es besteht sowohl die Gefahr Altersbilder einseitig negativ, aber auch einseitig positiv zu sehen. Die Frage, die gestellt werden muss ist, was ältere können, aber auch was ältere wollen.
Einseitig negatives Altersbild → Unterminieren Selbstwirksamkeit der Älteren, Produktivität bleibt ungenutzt
Einseitig positives Altersbild → Führt zu Überforderung, Erschwert Anpassung an Verluste (negative Altersbilder können begrenzt funktional wirken)
Multidirektionales Altern → Intraindividuelle Variabilität
Differentielles Altern → Interindividuelle Variabilität
Phasen des Alterns → Drittes/Viertes Alter
Plastizität des Alterns → Historisch, Individuell
Etwa die Hälfte der 90-Jährigen und älteren leidet an einer Demenz
Alle 5 Sinne lassen tendenziell mit dem Alter nach
Etwa 80% der älteren Menschen (über 65) sind gesund genug, um ihre normalen Aktivitäten auszuführen
Die Anzahl sozialer Beziehungen nimmt mit dem Alter ab → Enge Beziehungen bleiben stabil
Die Mehrzahl der Älteren (über 65) leidet nicht an einer ernsthaften Beeinträchtigung ihrer geistigen Leistungsfähigkeit
Der Alltag sehr alter Menschen besteht überwiegend noch aus Aktivitäten
Depressionen werden im Alter (über 65) nicht häufiger
Das Arbeitsgedächtnis wird im Alter nicht schlechter
Für die meisten Älteren (über 65) ist es nicht schwieriger neue Dinge zu lernen, als für Jüngere
Im Alter fühlen sich die meisten Menschen nicht einsamer, als in früheren Jahren
Die meisten Älteren (über 65) bekommen nicht mehr Hilfe von anderen als sie leisten
Die meisten Älteren glauben, dass sie ihr Leben noch selbst bestimmen können
Sehr alte Menschen leben nicht in ihrer Vergangenheit
Wenn das letzte Kind das Haus verlässt, erleben es die meisten Eltern nicht als ernstes Problem
Alte Menschen beschäftigen sich nicht nur mit sich selbst
Beschleunigter Abbau/Dedifferenzierung
Keine Leistungszugewinne in kognitiven Interventionsstudien
Hohe Prävalenz von Demenzen
Historische Plastizität
Leistungszugewinne in kognitiven Interventionsstudien
Effekte von Umweltkomplexität/Lebensstil
Effekte von Ausdauer-/Krafttraining
Hohes affektives Wohlbefinden
Gute Emotionsregulation → Affektoptimierung
Konfliktmanagement → Deeskalation
Flexible Zielanpassung → Sekundäre Kontrolle
Physiologische Flexibilität → Latenz, Erholung
Affektkomplexität
Konfliktmanagement → Fokussierung, Konfrontation
Hartnäckige Zielverfolgung → Primäre Kontrolle
Generativität (nach Erikson) bezeichnet den Willen sich um zukünftige Generationen zu bemühen. Dies kann beinhalten:
Eigene Kinder
Unterrichten
Kunst
Wissenschaft
Das Gegenteil (nur um sich selbst kümmern) wird als Stagnation bezeichnet und führt zu gegenseitiger Ablehnung. Wird die Phase nicht erfolgreich abgeschlossen, führt dies zu Fixierung (z.B. übermäßige Bemutterung, Leere, Langeweile, zwischenmenschliche Verarmung, etc.).
Integrität wird durch einen zufriedenstellenden und furchtlosen Rückblick auf das Leben erlangt. Dabei ist es sowohl wichtig sich dem kommenden Tod bewusst zu werden, als auch nicht das Gefühl zu entwickeln noch einmal Leben zu müssen (mit dem Leben positiv abschließen).
Fixierung führt zu Abscheu vor sich selbst und anderen Menschen (durch unbewusste Todesfurcht).
Nach Erikson kann die Entwicklungsaufgabe jeweils erfolgreich bewältigt werden oder auch misslingen.
Fürsorge
Weisheit
Lebenserfahrung
Gelassenheit
Besonnenheit
Produktivität erfordert eine Auseinandersetzung mit (1) eigenen Erfahrungen, (2) Endlichkeit des Lebens, (3) Generativität (ggü. nachfolgenden Generationen)
Befunde sprechen für grundsätzliche Voraussetzung für Produktivität Älterer
Individuelle Voraussetzungen benötigen Berücksichtigung altersspezifischer Stärken/Schwächen (z.B. Multidirektionalität, differentielles Alter, Plastizität, drittes/viertes Alter).
Manuell → z.B. Handwerklich, Künstlerisch
Geistig → z.B. Bücher schreiben, Ratschläge geben
Emotional → z.B. positive Ausstrahlung, Empathie
Motivational → z.B. Reflektion anregen, Vorbild sein
Geld
Erkenntnis
Wohlbefinden
Sinn
⇒ Trennung zwischen Jung/Alt in Gesellschaft möglichst gering halten
In einer Studie sollten Jüngere und Ältere ein 20 minütiges Gespräch führen. Sie sollten dabei entweder über ein (1) existentielles Problem oder ein (2) technisches Problem reden.
⇒ Ähnliche Effekte bei Wortflüssigkeit/Wahrnehmungsgeschwindigkeit
„Nur wer alt wird, erhält eine vollständige und angemessene Vorstellung vom Leben, indem er es in seiner Ganzheit und seinem natürlichen Verlauf nicht nur von der Eingangs- sondern auch von der Ausgangsseite übersieht.“ (Schopenhauer)
Weitergabe von Informationen über Vergangenheit → Begünstigt durch Bewusstwerden der eigenen Endlichkeit
Weitergabe von Deutungshilfen auf Metaebene → Nicht bereichsspezifisches Wissen wie Technologie/Konsumverhalten
Weisheitsbezogenes Wissen bezeichnet Expertenwissen über fundamentale Problem der (1) Lebensführung und (2) Lebensdeutung.
Die fünf Weisheitskriterien beschreiben Weisheit als Wissen:
Faktenwissen → Menschliche Natur/Lebenslauf
Handlungswissen → Interpretation/Umgang mit fundamentalen Problemen
Wertetoleranz
Erkennen/Umgang mit Unsicherheit
Kontextualistisches Denken
Die Probanden durften eine Person ihres Vertrauens mitbringen (für evtl. Dialog). Die Probanden mussten unter verschiedenen Bedingungen eine Weisheitsaufgabe lösen.
Dialog und Reflexion → 10min Dialog über Aufgabe, 5min Reflexion
Dialog → 10min Dialog über Aufgabe
Innerer Monolog → 10min innerer Monolog
Innerer Dialog → 10min innerer Dialog
Standard → Ohne Vorbereitung
Die weisheitsbezogenen Ergebnisse waren qualitativ in folgender Reihenfolge (Intervention mit höchstem Effekt oben):
Dialog und Reflexion
Innerer Dialog
Innerer Monolog
Dialog
Standard
In einer Studie wurde der Hilfeaustausch im eigenen sozialen Netzwerk erfasst. Dabei wurde erfasst wie oft (1) Hilfe geleistet und (2) Hilfe empfangen wurde oder (3) beides stattfand.
⇒ Hilfeleistungen jedoch noch bis zum höchsten erfassten Alter von 105 deutlich vorhanden.
Alter | Erwerbstätigkeit | Ehrenamt | Pflege | Kinder |
65-69 | 9% | 18% | 12% | 26% |
70-74 | 5% | 11% | 10% | 19% |
75-79 | 5% | 9% | 8% | 12% |
80-85 | 3% | 4% | 7% | 4% |
⇒ Tätigkeiten gehen stark zurück, bleiben aber bis ins hohe Alter noch bei einigen erhalten
Bei den Personen zwischen 55 und 64 Jahren sind nur 50% erwerbstätig. Sie zeichnen sich dabei durch folgende Eigenschaften aus:
Berufs-/Betriebsspezifiche Erfahrungen
Langsamer aber sorgfältiger
Geringere Unfallhäufigkeit
Höhere Arbeitszufriedenheit
Längere Fehlzeiten
Seltenere Krankmeldungen
Gründe dafür, dass viele der Älteren keiner Erwerbsarbeit mehr nachgehen sind u.a.:
Vorruhestandsstrategien
Altersselektive Personalpolitik
Alterssemgmentierte Aufgabenzuweisung
Unterdurchschnittliche Beteiligung bei Weiterbildunsangeboten
Geringschätzung des Erfahrungswissens durch andere
Während im Alter der Ressourceneinsatz auch noch für (1) Wachstum/Optimierung eingesetzt wird, werden im hohen Alter zunehmend Ressourcen für (2) Aufrechterhaltung/Kompensation verwendet.
Dabei gibt es eine parallel Entwicklung bzgl.:
In einer Studie wurde die Reaktion des Pflegepersonals bzgl. eines (1) selbstständigen oder (2) unselbstständigen Verhaltens der Heimbewohner untersucht.
| Unselbstständigkeit
unterstützendes
Verhalten | Selbstständigkeit
unterstützendes
Verhalten |
Unselbstständiges Verhalten | 76% | 6% |
Selbstständiges Verhalten | 13% | 22% |
⇒ Unselbstständiges Verhalten wird durch unselbstständigkeitsunterstützendes Verhalten gestärkt
„Deutschland ist, was die Institutionalisierung nachberuflicher Tätigkeiten angeht, immer noch Entwicklungsland.“ (Staudinger & Schindler, 2007, p.949).
Durch politische Entscheidungen müsste folgendes Gestärkt werden:
Rollenmöglichkeiten schaffen, welche psychologische/tätige Produktivität älterer Menschen nutzen können
Pflege alter & sehr alter Menschen
Verbesserung der Wohnumwelt, Mobilität, technische Hilfsmittel
Mit einigen Programmen soll eine gesellschaftliche Debatte bzgl. notwendigen Veränderungen angestoßen werden. Dabei soll ein modernes Verständnis von Alter entwickelt werden.
In Zukunft sollte Freizeit, Arbeit und Bildung zunehmend parallelisiert werden, statt einer aktuell vorherrschenden Sequenzierung. Dies könnte z.B. die Einführung eines flexiblen Rentenalters bedeuten.
Jung → Bildung
Mittel → Arbeit
Alt → Freizeit
Alle Generationen gleichermaßen:
Intelligente technische Hilfsmittel könnten den Alltag im Alter erleichtern. Beispiele wären:
Gedächtnisdefizite → z.B. Herd schlägt Alarm, wenn nicht ausgeschaltet
Flüssigkeitsmangel → z.B. „Sprechende Flaschen“
Schlaganfall/Herzinfarkt → z.B. „Intelligente Kleidung“ mit Frühwarnsystem
„Die Mission des Zentrums ist es langes Leben zu neu zu designen. Das Zentrum erforscht die Natur und den Verlauf der menschlichen Lebensspanne und sucht nach innovativen Wegen, Wissenschaft und Technologie für die Probleme der 50 + Jährigen zu lösen und das Wohlbefinden aller Altersgruppen zu stärken“. (Direktor Laura L. Carstensen)
Entwicklung von Schuhen für Personen mit Knie-Problemen.
Produktivität ist nicht Aktivität
Interaktive Effekte von Biologie/Kultur sind für das Verständnis psychologischer Produktivität zentral
Alte Menschen sind wichtiger Entwicklungskontext für nachfolgende Generationen (auch umgekehrt)
Produktivität umfasst ein großes Spektrum → Auch Pflege-/Hilfsbedürftige können produktiv sein
Gesellschaftliche Strukturen/Öffentlichkeit kann förderlich/hinderlich sein
Differenzierte Altersbilder und Flexibilität/Pluralität sind essentiell