Folgende Kriterien ergeben eine Arbeitslosigkeit:
Vorübergehend in keinem Beschäftigungsverhältnis
Suchen versicherungspflichtiger Beschäftigung
Stehen Agentur für Arbeit zu Vermittlung zur Verfügung
Bei Agentur für Arbeit Arbeitslos gemeldet
⇒ Teilnehmer an Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik gelten als nicht arbeitslos
Das Thema der Erwerbslosigkeit entwickelte sich seit ca. 1975. Vor dieser Zeit, war es noch eine Ausnahme Arbeitslos zu sein. Seit dieser Zeit liegt ein permanenter Anstieg vor, welcher fast nie wieder unter 1.000.000 gefallen ist.
Untersucht wurden 237 Querschnitt-Untersuchungen und 88 Längsschnitt-Untersuchungen. Dabei wurden Daten von 450.000 Teilnehmern ausgewertet.
Erwerbstätige →16%
Arbeitslose → 34%
⇒ Deutliche häufiger psychische Störungen bei Arbeitslosen
Bei folgenden Werten weisen Erwerbstätige ein höheres positives Befinden auf, als Arbeitslose (von hohem Unterschied bis geringem Unterschied sortiert):
Erwerbslos haben schlechtere Befindlichkeit als Wiedereingestellte
Gilt nicht, wenn Wiedereingestellte „underemployed“/„bad jobs“ sind (unsicher Jobs, die die Existenz nicht sichern)
Wirkungen auf psychische Vorgänge stärker und besser nachgewiesen als auf körperliche Vorgänge
Gemessen wurde an zwei Zeitpunkten, beobachtet wurde die Veränderung des Befindens:
Erwerbstätig → Erwerbstätig: Leichte Verbesserung
Arbeitslos → Arbeitslos: Keine Veränderung
Erwerbstätig → Arbeitslos: Deutliche Verschlechterung
Arbeitslos → Erwerbstätig: Deutliche Verbesserung
⇒ Bei Wechsel von Arbeitslos zu Erwerbstätigkeit deutliche Verbesserung
⇒ Verursachungseffekt stärker als Selektionseffekt
Bei folgenden untersuchten Moderatoren, kein Moderatoreffekt:
Moderatoreffekt bei folgenden Moderatoren (Paul & Moser):
Beruflicher Status → Höher in gewerblich-technischen Berufen als Büroberufe
Dauer der Arbeitslosigkeit → Maximum bei 9 Monaten
Bindung an die Erwerbsarbeit → Bindung ist pos. für Erwerbstätige, neg. für Arbeitslose
Geschlecht → Widersprüchliche Befunde
Krankheitsrate bei Geschlechtern sehr unterschiedlich:
Frauen → odd-ratio 1,8
Männer → odd-raio 1,6
Paul & Moser (2009) → Größere Belastung bei Männern, als bei Frauen
Murphy & Athanasou (1999) → Keine Unterschiede zwischen Männern und gemischten Daten
McKee-Ryan et al. (2005) → Männer höhere psychische Gesundheit als Frauen in Erwerbslosigkeit
Im direkten Vergleich liegt bei Männern keine schlechtere Gesundheit vor, als bei Frauen
Bei Frauen evtl. Deckeneffekt:
Männer haben evtl. bessere Arbeitsbedingungen, weshalb die Gesundheit bei Erwerbslosigkeit stärker abfällt
Frauen haben evtl. schlechtere Arbeitsbedingungen, weshalb Gesundheit bei Erwerbslosigkeit nicht so stark abfällt, wie bei Männern
Verstärkend auf die negativen Auswirkungen der Erwerbslosigkeit wirken:
Schlechtere finanzielle Lage führt zu schlechtere Befindlichkeit
Fehlende Partnerunterstützung bei Frauen negativere Auswirkungen, als bei Männern
Andere Erwerbslose hilfreicher als Familienmitglieder oder erwerbstätige Freunde
Emotionale Unterstützung bei Verarbeitung erfolgloser Bewerbung hilfreich
Soziales Netz für Wiedervermittlung wichtig, Soziales Netz wird jedoch durch Arbeitslosigkeit kleiner
⇒ Unerforscht: Evtl. Stabilisierende Wirkung durch Geben sozialer Unterstützung (z.B. ehrenamtliche Arbeit)
Stresssymptome bei Antizipation (Annahme einer Kündigung) sind stärker als nach Kündigung
Auch nach sehr langer Arbeitslosigkeit weitere Verschlechterung möglich
Kritische Altersgruppen für Vermittlung sind Jugendliche und „junge“ Ältere
Es gibt Risikomerkmale für Widervermittlung
Über Arbeitslose gibt es viele Vorurteile, z.B. seien Arbeitslose eher Alkoholiker, drogenabhängig, kriminell, rechtsradikal, suizidgefährdet, etc.
Erwerbslosigkeit verstärkt vorhandene Anlagen von Alkoholkonsum und führt zu Ausweitung auf andere Suchtstoffe
Kein Zusammenhang zwischen Erwerbslosigkeit und Kriminalität/Rechtsradikalität, Allgemeine politische Radikalisierung bei erwerbslosen Jugendlichen (Kausalität schwierig)
Kein Zusammenhang zwischen Erwerbslosigkeit und Suizidgefahr
Positive und negative Tendenzen in Partnerschaften verstärken sich
„Soziale Vererbung“ → Söhne erwerbsloser Eltern sind auch eher erwerbslos, Bei Töchtern eher sozial-emotionale Defizite in Familie entscheidend
⇒ Vor allem auch Merkmalskombinationen!
Qualität der Bewerbung wichtiger als Quantität → Reduzierung der Misserfolgserfahrung
Geringere Arbeitsorientierung führt zu besserer mentaler Gesundheit
Guter kognitive Fähigkeit und Eigeninitiative führt zu höherer Vermittlungsquote
Internale Ursachenzuschreibung förderlich für Wiedervermittlung
Konzessionsbereitschaft („Bereitschaft zu schlechteren Bedingungen“) führt vorerst zu einer Arbeitsstelle, aber nicht zu einer Verbesserung der Befindlichkeit
Individuums- oder gruppenbezogene korrektive Maßnahmen
Präventive betriebliche Maßnahmen
Für fundiertes Handeln sorgen
Früher Ansatz
Psychische Labilisierung durch Armut vermeiden
Psychische Labilisierung durch Misserfolg vermeiden
Kontakt zu anderen Erwerbslosen fördern
Emotionale Unterstützung bieten
Soziale Netzwere erweitern („weak ties“ erhalten)
Familie einbeziehen → Unterstützung beim Rollenwechsel
Schutz vor Diskriminierung
Mittler statt hoher Arbeitsorientierung
Internale Kontrolle fördern → Aber keine falschen Hoffnungen wecken
Internale Ursachenattribution fördern (auf veränderliche Merkmale)
Qualität der Arbeit beachten → Abwärtsspirale durch zu hohe Konzessionsbereitschaft verhindern
Vermittlungsraten unterschiedlicher Programme liegen zwischen 20% und 30%.
Interventionsprogramme haben einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit
Nach Ende der Maßnahmen nimmt Verbesserung wieder ab
Befindlichkeitsverbesserung im Vergleich zu Kontrollgruppe (ohne Intervention) dauerhaft höher → Stressimpfung