Diese Website ist inzwischen veraltet, wird nicht mehr gepflegt und wird voraussichtlich in einigen Monaten offline genommen. Wenn jemensch Interesse daran hat die Inhalte zu übernehmen und weiter zu pflegen, kotanktiert mich bitte über exploeco.de. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Inhalte eine Zukunft hätten. Ich stelle gerne alles Notwendige zur Verfügung und bin auch gerne bei der Einrichtung einer neuen Website oder eines neuen Wikis behilflich. Gerne kann auch ein ehemals gestarteter Ansatz reaktiviert werden, unter wiki.fsrpsy-leipzig.de.

20. Demografischer Wandel

20.1. Einleitung

Zahlen

  • Jede 3. Person 60 Jahre oder älter im Jahr 2050
  • Anstieg der Erwerbstätigen im Alter zw. 55-65 Jahren um 7% (55% 2007 → 62% 2011)
  • Rentenalter bei 67 Jahren (ab Geburtsjahrgang 1964)

Definition

Ab welchem Alter eine Person aus dem Erwerb austreten sollte ist umstritten, dabei gibt es verschiedene Perspektiven:

  • Wissenschaftliche Perspektive → 55 Jahre
  • Praktische Perspektive → 45 Jahre (ab dann schwer vermittelbar)
  • Rechtliche Perspektive → 67 Jahre (Renteneintrittsalter)
  • Reale Perspektive → 60,6 Jahre (2001), 62 Jahre (2007)

20.2. Defizitmodell

Defizite

Defizite älterer Personen können in folgenden Bereichen auftreten:

  • Motivation
  • Lernfähigkeit
  • Leistungsfähigkeit
  • Veränderungsbereitschaft
  • Kreativität
  • Initiativität
  • Gesundheit

Arbeitsunfähigkeit nach Alter

  • Ältere weniger häufig krank als Jüngere
  • Ältere länger krank (wenn krank), als Jüngere

20.3. Leistungsfähigkeit im Alter

Physiologische Voraussetzungen

Physiologische Voraussetzungen für die Leistungsfähigkeit sind:

  • Reaktionsgeschwindigkeit → z.B. Gefahren ausweichen
  • Wahrnehmungsfähigkeit → z.B. Hören/Sehen
  • Kraft und Ausdauer → z.B. Heben
  • Gleichgewichtssinn → z.B. auf Leiter
  • Beweglichkeit → z.B. Über-Kopf-Arbeit

⇒ Bei gesundem Alterungsprozess sind physiologischen Abbauprozess bis in die 60er Jahre noch sehr gering und für die meisten Tätigkeiten vollständig ausreichend

Kognitive Voraussetzungen

Kognitive Voraussetzungen für die Leistungsfähigkeit sind:

  • Gedächtnisleistung
  • Merkfähigkeit (eingeschränkt im Alter)
  • Auffinden von Informationen (eingeschränkt im Alter)
  • Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung (eingeschränkt im Alter)

⇒ Bei gesundem Alterungsprozess sind kognitive Abbauprozesse bis in die 60er Jahre noch sehr gering und für die meisten Tätigkeiten vollständig ausreichend

Fluide/Kristalline Intelligenz

  • Einbußen in fluider Intelligenz → Schnelle Informationsverarbeitung
  • Zunahme an kristalliner Intelligenz → Routinierte wissensbasierte Verarbeitungsprozesse

20.4. Leistungsmessung bei Älteren

Initiative

Als Initiative wird die eigenständige Aktivität zur Erreichung der Ziele einer Arbeitstätigkeit bezeichnet, die ohne Aufforderung durch andere stattfindet.

  • Keine allgemein niedrigere Initiative im Alter
  • Niedrigere Weiterbildungsinitiative im Alter

Weiterbildungsinitiative

Weiterbildungsinitiative nimmt im Alter deutlich ab:

  • 31% der 35-49 Jährigen
  • 17% der 50-65 Jährigen

⇒ Ältere bevorzugen außerdem andere Ausbildungsinhalte

Wichtig: Beim Vergleich von Absolutzahlen muss beachtet werden, dass 50-65 Jährige in den meisten Betrieben deutlich in der Minderheit sind.

Kreativität

  • Kein allgemeiner Zusammenhang zwischen Alter und Kreativität
  • Positiver Zusammenhang Alter/Kreativität → Wenn Handlungsspielraum / soziale Unterstützung gut

Leistung

  • Stückzahl / Anschläge bei Text → Ältere schlechter
  • Gesamtleistung → Ältere gleich gut oder besser
  • Zusammenhang Alter/Arbeitsleistung → .44 bis .66
  • Alter hat keine prognostische Validität für Leistung

Grad der Erfahrung

Der Zusammenhang zwischen Alter und Leistung ist abhängig vom Grad der Erfahrung, der in die Arbeitstätigkeit mit einfließt. Ein hoher Erfahrungsgehalt geht einher mit einer besseren Leistung von Älteren.

Metastudie

In einer Metastudie wurde die Leistung von Älteren aus 4 Perspektiven ausgewertet:

  • Abteilungsleiter-Bewertung
  • Mitarbeiter-Bewertung
  • Selbst-Bewertung
  • Objektive-Bewertung

Dabei ergab sich grundsätzlich eine positive Einschätzung. Einzig die Mitarbeiter-Bewertung zeigte einen negativen Zusammenhang zwischen Leistung und Alter.

Niedrigere Leistung bei Älteren evtl. durch Altersstereotype versursacht/bestärkt

20.5. Leistungsfähigkeit & Altersstereotype

Alterststereotype

Bei der Einschätzung von älteren Mitarbeitern wird meist angenommen, dass bestimmte Fähigkeiten im Alter zunehmen, bestimmte jedoch abnehmen. In den meisten Ländern zeigte sich die Annahme eine Leistungssteigerung bei älteren Mitarbeitern bei:

  • Sozialen Fähigkeiten
  • Zuverlässigkeit
  • Engagement (Commitment)
  • Genauigkeit
  • Kundenorientierte Fähigkeiten

Eine Abnahme der Leistungsfähigkeit wurde überwiegend angenommen in:

  • Mentale Kapazität
  • Produktivität
  • Kreativität
  • Flexibilität
  • Weiterbildungsbereitschaft
  • Physische Kapazität
  • Fähigkeiten in modernen Technologien

Meta-analytische Betrachtung

In einer Metaanalyse wurde Altersstereotype auf deren Realitätsgehalt überprüft.

Bestätigt
  • Weniger Qualifikationsinteresse / Karriereentwickung
Widerlegt
  • Geringere Motivation
  • Geringere Veränderungsbereitschaft
  • Schlechtere Beziehungen zu anderen
  • Schlechtere Gesundheit
  • Mehr work-family-conflict

Stereotyp-Aneignung

Stereotype haben folgende Charakteristik:

  • Internalisierung über die Lebensspanne
  • Werden zu Selbst-Stereotypen mit steigendem Alter
  • Werden von Personen nicht wahrgenommen
  • Körperliche/Kognitive Faktoren werden beeinflusst

Studien

  • Stereotype wirken sich auf körperliche/kognitive Funktion aus
  • Positive Stereotypisierung fördert niedrigen Blutdruck
  • Positive Stereotypisierung verringert Wahrscheinlichkeit kardiovaskulärer Probleme

20.6.Altern und emotionale Arbeit

  • Abnahme körperlicher Gesundheit → Muskelkraft, kardiovaskuläre Ges., Psychomotorik, Sehen/Hören
  • Abnahme kognitiver Fähigkeiten → Lernen, Erinnern

Aber:

  • Verbesserung emotionaler Funktionen → Emotionales Befinden, emotionale Stabilität, emotionale Regulation

Studien

  • Verbessertes emotionales Befinden/Stabilität bis in die 60er/70er
  • Bessere Emotionskontrolle Erwachsener gegenüber Jüngeren
  • Emotionsregulation im Alter leichter
  • Besserte emotionale Intelligenz bei älteren Erwachsenen
  • Erhöhte Flexibilität und Effizienz beim alltäglichen Problemlösen älterer Erwachsener

20.7. Methodikprobleme

Methodische „Fallen“ können sein:

  • Selektionsfalle → Leistungsgeminderte bereits in Frührente (Healthy-Worker-Effekt)
  • Generalisierungsfalle → Prognosen über Leistungsfähigkeit Älterer schwierig (später andere Lebens-/Umweltbedingungen)
  • Kriterienfalle → Einzelleistung/Gesamtleistung, Basale Aufgaben / kristalline/erfahrungsbasierte Aufgaben

20.8. Abgeleitete Maßnahmen

Drei Maßnahmen für hohe Gesundheit und damit auch hohe Leistung bis ins hohe Alter sind:

  1. Arbeitsmaßnahmen von Beginn an gesundheitsförderlich (Präventiv)
  2. Strategien erfolgreichen Alterns
  3. In Ausnahmefällen: Berufswechsel (Modell „mein nächster Beruf“)

SOK-Modell

Strategien erfolgreichen Alterns werden vor allem im SOK-Modell beschrieben:

  • Selektion → Wahl passender Aufgaben
  • Optimierung → Ziele/Aufgaben reduzieren
  • Kompensation → Erfahrungen/Routinen als Kompensation geringerer Leistungsfähigkeit

AG für Ältere (?)

(?)

20.9. Übergang in Ruhestand

Ungünstig für den Übergang in den Ruhestand ist:

  • Übergang aus der Erwerbslosigkeit
  • Zwang zum Ruhestand
  • Hohe Bindung an die Arbeit
  • Protestantische Arbeitsethik → Arbeit als Pflicht, Mittelpunkt des Lebens
  • Zentralität der Erwerbsarbeit
  • Eingeschränktes Sozialleben/Leben
  • Gering qualifizierte Position → Schlechte finanzielle Lage, Geringe Aktivitätenvielfalt/Bewältigungskompetenzen

Aber: Ausmaß des Anregungsgehaltes ist für Aktivität im späteren Rentenalter nicht mehr bedeutsam. Im fortgeschrittenen Rentenalter ist vielmehr der subjektive/objektive Gesundheitszustand von Bedeutung.

Lebenslange Erwerbsarbeit darf Gesundheit nicht schädigen!

 
uni-leipzig/psychologie/module/aundo/20.txt · Zuletzt geändert: 2013/01/26 19:00 (Externe Bearbeitung)
 
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