Der Begriff der Arbeit hat in verschiedenen Sprachen unterschiedliche (meist negative) Bedeutungen:
erebeit → mühselig, belastet, alleingelassen
labour (engl.) → leiden
trabajo (span.) → Folter
robota (poln.) → Knechtschaft, Sklaverei
Die Bedeutung des Begriffes der Arbeit hat sich außerdem im Laufe der Zeit geändert:
Antike → Notwendige Tätigkeit (Sklaven, Knechte)
Römisches Kaiserreich → Landwirtschaftliche Arbeit als ehrenwerte Arbeit
Christliches Arbeitsverständnis → Positive Einstellung zur Arbeit
Industrialisierung → Menschliches Potential, welches genutzt werden kann
⇒ Selbstverwirklichung/Lebensverbesserung durch Arbeit
Negativ → Mühe, Plage, Last, etc.
Positiv → Erfolgserlebnis, Freude, Selbstbestätigung, Identität, Sinnerleben, Wirksamkeitserleben, Gebrauchtwerden, etc.
Zielgerichtetheit
Bewusstheit
Arbeit schafft Gebrauchswert
Arbeit ist gesellschaftlich determiniert
Die Menge der geleisteten (1) unbezahlten Arbeit ist in Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2003) höher, als die Menge der geleisteten (2) bezahlten Arbeit. Dabei leisten Frauen einen deutlich höheren Anteil an unbezahlter Arbeit.
⇒ Arbeit der Frauen würde von Arbeitspsychologie unterschätzt werden, wenn unbezahlte Arbeit nicht beachtet würde.
⇒ Vorangetrieben durch ersten Weltkrieg
Die wissenschaftliche Betriebsführung wurde erstmals durch Frederick W. Taylor geprägt.
Aufteilung der Arbeit in einzelne Schritte
Auswahl/Schulung der Arbeiter
Trennung Hand-/Kopfarbeit
Ziel: Hohe Löhne / Niedrige Preise
Gute Beziehung zwischen Arbeitgeber/Arbeitnehmer
Von Frank B. Gilbreth wurden Bewegungsstudien durchgeführt, bei denen Bewegungsabläufe optimiert wurden (z.B. das Mauern einer Wand).
Ausgehend von Henry Ford entwickelte sich der Fordismus.
Typisierung der Produkte
Mechanisierung/Fließbandfertigung
Eignungsuntersuchung der Arbeiter
Keine Gewerkschaften im Betrieb
Verwendet wurde der Begriff der Psychotechnik erstmals von William Stern. Ausgehend von Hugo Münsterberg sollte die Psychologie auf alle Lebensbereiche angewendet werden. Dabei wird unterschieden:
Eignungsdiagnostik für Soldaten → Army Alpha / Army Beta
Institutionalisierung im dritten Reich (gleichzeitig jedoch auch Verlust vieler Wissenschaftler)
Entwicklung humaner Arbeitsbedingungen / Demokratisierungsprozesse ab den 50er Jahren
„Männliche Normalbiografie“ als Orientierung bis vor wenigen Jahren
Die Protestbewegungen gegen Ende der 60er Jahre erfasste auch die Psychologie. Sie wurde kritisch bezüglich systemkonformen Inhalten betrachtet. Vor allem die Arbeits- und Organisationspsychologie war dabei als „Unterstützer des Kapitalismus“ in der Kritik.
„Die Hauptaufgaben arbeitspsychologischer Tätigkeit sind: (1) Analyse, (2) Bewertung und (3) Gestaltung von Arbeitstätigkeiten und Arbeitssystemen nach definierten Humankriterien“ (Ulich, 1991, S. 1).
⇒ Im Mittelpunkt der arbeitspsychologischen Praxis steht der Mensch
Das Dilemma der Arbeitspsychologie ergibt sich aus (1) humaner Arbeit auf der einen Seite und (2) Effizienzsteigerung auf der anderen Seite.
Humane Arbeit
Effizienzsteigerung
Arbeitspsychologen gehen davon aus, dass aus humaner Arbeit effiziente Arbeit folgt. Aus Sicht der Arbeitspsychologie ist also die menschliche Perspektive zentral, auch für Effizienzsteigerung.
⇒ Humane Arbeit ist effizient
Alle Arbeitsfelder beschäftigen sich mit Beschreibung, Erklärung, Prognose und Veränderung der betreffenden Bereiche.
Arbeitspsychologie → Betrifft den Mensch und seine Arbeitsaufgaben
Organisationspsychologie → Betrifft Menschen und Merkmale der Organisation (bzw. Menschen untereinander)
Wirtschaftspsychologie → Erweitertes Themenspektrum (Marktpsychologie, Werbepsychologie, Konsumentenpsychologie, Finanzpsychologie, etc.)
Die Kerninhalte der A&O ergeben sich aus zwei Dimensionen. In der ersten Dimension werden die Bereiche eingeteilt in:
Grundlagen
Diagnose
Intervention
Diese Perspektiven werden jeweils angewendet auf:
Methodologie
Arbeit
Individuum
Interaktion
Organisation
Eignungsdiagnostik
Personalmanagement, Personalentwicklung
Organisations-, Teamentwicklung
Coaching, Training, Seminare
Betriebliche Gesundheitsförderung, Arbeitsschutz
Diagnostik psychischer Belastung (am Arbeitsplatz)
Gestaltung von Arbeitsabläufen/Arbeitsaufgaben und Rehabilitation
Weitere sind:
Marketing/Werbung
Qualitätsmanagement
Mediation
Sportpsychologie
Medienpsychologie
Notfallpsychologie
Forschung/Lehre
etc.
Deutschland → Deutsche Gesellschaft für Psychologie (Fachgruppe AOW-Psychologie), Berufsverband Deutscher Psychologinnen/Psychologen (Sektion Wirtschaftspsychologie)
Europa → European Association of Work and Organizational Psychology
Amerika → APA (Society for Industrial and Organizational Psychology), Academy of Management
Welt → International Association of Applied Psychology (Work and Organizational Psychology)
Einige Entwicklungsaspekte und Trends der nächsten Jahre sind bzw. werden sein:
Flexilibisierung, Virtualisierung
Neue Technologien
Globalisierung
Psychosoziale Faktoren
Dienstleistung → Dialogische-Interaktionsarbeit
Arbeit und Alter → Erhöhter Pflegeaufwand
Diversity → Bezüglich Geschlecht, Alter, etc.
Gesundheit